Dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen, das wäre wohl der passende Ausdruck. Mittags noch den Eindruck einer Moribunden erweckend, hat die Greisin, berichtet ihre Tochter, am Abend schon wieder scherzend am Tisch gesessen, und die Angehörigen, vor zwei Stunden noch auf das Schlimmste gefaßt, sitzen aufgekratzt beim Wein. Vielleicht sind sie eine Spur zu fröhlich, die Stimmen, die sich in der Dämmerung lösen, ein bißchen zu laut das Lachen, wie es heiter aufschießt, die Schwalben mit einbeziehen will, die über den Scheunen am kalkblauen Himmel vorüberzucken. Ein Grünfink pfeift von einer nahen Fichte, jemand fragt, was das für ein Vogel ist, eine Krähe ruft von einem Dachfirst, Nachbarkinder werden zu Bett gebracht, man macht eine zweite Flasche auf. Es wird Regen geben und Abkühlung, hofft man beim Blick zu den aufziehenden Wolken. Das Gespräch dreht sich um lange vergangene Urlaubsfahrten und Kindheitserinnerungen, alte Zeiten, lange Wege, an deren Beginn jenes Ende, an dem man hier an diesem Sommerabend wie feiernd beieinandersitzt, unfaßbar weit weg gewesen ist, so weit, daß es noch gar nicht hätte zum eigenen Leben gezählt werden können, weil die nur abstrakt denkbaren Hauptpersonen solchen entfernten Lebens, solcher vorgegriffenen Erzählung, völlig andere Menschen hätten sein müssen als man selbst. Diese unvorstellbaren Menschen, die sind diese drei jetzt, und sie sind ganz genau dieselben wie früher. Man sitzt als dieselben und spricht und feiert, in dieser Zeit nach der Zeit, wie Schüler, die jubeln, weil der Prüfungslehrer erkrankt ist und die Prüfung ausfallen muß.