Lichtwochen und ein Blick (1)

Wochenlang lag die Stadt unter Schleiern, Schlieren, Schwaden aus Licht, dichtgepacktem knisternden Stoff, Schichten des Geleuchts, geologischen Formationen der Helligkeit, die Wetterschlag, Dürre, Wüstenwind, Herzschläge, Abende am Fenster, kriechenden Bierschaum, nie gewechselte Worte und Blicke konservierten, vor dem Vergessen und dem Zerfallen bewahrten, nicht nur bewahrten, sondern ausstellten. Während smaragdgrüne Koffer ihren Glanz verloren und unter schattigverwinkelten Treppenfluchten, in die langsam die Wärme kroch, vor sich hindämmerten.

Lichtwochen und ein Blick (3)

Die Stillen lösten sich auf. Briefe blieben liegen, verschwiegene Kammern füllten sich mit Wärme und Staub, Unüberlegtes wucherte, Wortpfeile, Satzgeschosse, Herden trampelnder Syntagmen. Wochenlang schwankten die Nächte im Lärm, gab der Asphalt ein Summen von sich, schmatzte Pflaster, Beton, Bitumen, geschwollen von Licht, das sich, selbst lange nach Sonnenuntergang, noch aus den Poren einer zerschlagenen Polyesterepidermis zu pressen schien. Anschwellen und Verklingen von Sirenen. Bässe unter dem geöffneten Fenster. Träge Pulsschläge. Manchmal erwachte man von kreischendem Schrecken, lag, die Augen ins Gewühl der Dunkelheiten verheddert, mit klopfendem Herzen wach, ein Geräusch? Ein Schrei, klirrendes Glas? Meistens blieb alles still, bis auf ein Knistern von Schuppen und Panzern, das vom Dach zu kommen schien oder aus dem Hausflur. Da warf man die Decke abermals von sich, atmete ins feuchte Laken, in die eigene Fremdheit hinein, und gab sich dem Versuch hin, weiterzuschlafen.