Lichtwochen und ein Blick (2)

Das Licht hämmerte in den Straßen, Tag für Tag, Woche für Woche; jeden Morgen aufs neue hing es blau vor den Fenstern, türmte sich da so ein Blau, so ein gewalttätiges Blau, so ein lärmendes Blau, gegen das man die Augen nicht schließen kann, so ein Blau, das jeden Schlaf, und sei die Müdigkeit noch so groß, durchteilt, spaltet, zerreibt, zunichte macht, ein Block Farbe, ins Zimmer gewuchtet. In den Straßen lagen Schatten umher, hart, scharf, den Einbruch und die Verkantungen der Helligkeit wie ein Schraubstock umfassend. Die Menschen schon in der Frühe hinter den Spiegelungen der Sonnenbrillen verborgen. Ströme von Insektenmasken. Füße, die aus Turnschuhen herausquollen. Finger, die überall Abdrücke hinterließen. Flecken auf Hemden, Dunkelheiten der Erschöpfung. Eine Straßenbahnhaltestelle, auf die plötzlich der Blick fällt, durch einen Schlauch aus Menschenleibern hindurch, eine Haltestelle, schlank von Schatten, eine Bahn, die sich entfernt, eine Arena aus Licht. Wochenlang dieses Licht. Bis zu jenem Tag. Ein Licht, das aus den Mauern Staub schlug, aus Glas, Blech und Keramik feinsten Rhegolith meißelte, der die Luft schärfte, sich an den Wimpern festsetzte, den Blick trübte und in die Lungen drang, bis es war bei jedem Atemzug, als atme man Stein.