keine erdbeeren

wieder einmal mich anhalten zu einem sieh-was-da-ist.
aber erst einmal: abschiede. eine handvoll sand zusammenraufen und emporwerfen. die finger im vorbeigehen durch die hecke gleiten lassen, sagen: hier war ich. hier war es. die verstreute herde der blicke wieder einsammeln. nach hause gehts, das herz voll mit fremdem, die hände gelb vom staub, das letzte, was blieb. wieder muß ich es aufgeben. wieder ist eine geschichte vorbei, die nie zu ende erzählt wurde. die abende schaukeln in der wärme, die kinder sind am meer oder im freibad, sie ist fort, und ich denke: jetzt kommt richtig der sommer. sieh, was da ist.
später wird das „der sommer“ heißen, „wo ich keine erdbeeren aß“.

Atalante (15)

da wär ein gewürzladen, von einer feinen hecke versponnen, goldsanfter draht ginge darum in wirbeln, büschelchen blieben zwischen ringfinger und kleinem finger haften, und die sonne ginge unter und glänzte im laub, auf den stiegen, den buchten, den verfaltungendes schattigen geländes. nebenan gäbe es bonbons und buttrigen karamel, ganz in der nähe warme brötchen mit milch, und der strand, er wäre nie weit. ein feuchter finger im wind gibt die richtung. mancherorts ein knistern wie sand und disteln, wie stroh, und manches wäre aus gras und würde kitzeln im ohr und in der nase, ja, und anderes wäre wie pflaumen und paßte genau in die hand, und schmiegte sich zweifach, glatt, kühl und warm zugleich, pflaumen mit zimttellern, umwuchert von keuscher rauke, und unweit ein traumbekannter abhang, einstülpung und gang und ein flüstern von verborgenem, an seinem fuße herabgekollert zu finden, dort wo so oft der abend ein tuch vor die blicke gehängt hätte. aus der ferne würde waffelgeruch herüberwinken, und eine gekrümmt zu tal fließende abkürzung gäb es auch, über hügel aus süßem hafer, mit nacht zwischen den halmen, einem angewinkelten graben aus nacht, die grätsche eines hohlwegs lang, und hinauf und hinab, da käme man außer atem, da ließe man sich zeit, bis die fremde wieder so vertraut wäre, wie nur die fremde vertraut sein kann. keinen der wege würd ich kennen, alle aber hätt ich wiedererkannt. so schmale flügel. schlucken im hals. kantige salbschale, ein griff in weiche sparsamkeit, in knappes schwellen, die hand würde sich füllen mit härten, von wärme umspannt, ja, so wär es, warm wärst du, du würdest atmen, und aus der nähe verschwömmen die sommersprossen, würden aus einer zwei, aus zweien vier, aus vieren acht, die strebten langsam auseinander. dann würden die nasen sich berühren, seitlich, an bebender schwinge, und kurz bevor ich die augen schlösse, zählte ich wieder eins, zwei, vier. einatmen, lange, und nie mehr ausatmen, um es nicht mehr hergeben zu müssen, während die Hände sich auflösten in deinem haar, und in deine schultern wüchsen, und dein geruch, er wäre nach nüssen und tee, sehr herb, mit einem hauch vanille, und ein bißchen buttrig, wie warme waffeln mit schmand.

>>supra
<<infra

und nun

… bin ich eingeladen.

der himmel ist ja blau! da ist ja … ein schmetterling! und ein zaunkönig! und lustige autos! und … in bunt!

und der asphalt fühlt sich hart und warm an, und das wasser ist kühl und löscht den durst, und die brötchen knusprig und, hej, die erdbeermarmelade ist süß, und plötzlich weiß ich auch wieder, wie man singt und pfeift und mit den fingern schnippst.

und wie das alles geht.

das alles.

.

Atalante (8)

gestern abend wieder langes ringen. das zimmer halberleuchtet, die amselstimmen halb drinnen halb draußen, das klavier lange verstummt. keine botschaften, nur welt. da lag ich wieder, und um mich erhoben sich abermals die bäume, die verästelungen, die verfaltungen im raum, die maserungen der stille, und ich schlug die hände vors gesicht, als könnte ich nach innen fliehen. mich einstülpend verschwinden und zu negativem raum werden, ein knäuel das weniger ist als nichts.

ich blieb und hatte gewicht. wenn ich mich regte, knarzte das bett. das herz schlug. der atem ging. die amseln jubelten. ich glaubte nicht mehr. verlor den faden, verlor alle fäden, verlor mich selbst an das schweigen Atalantes. an ihre unbekannten gedanken. die kristalle, färbungen, schatten und schärfen ihres bewußtseins. die hieroglyphen ihres wollens.

ich kann nicht mehr, dachte ich, und es war nicht das erste mal, und auch nicht, daß ich dachte, es geht um mehr als um Atalante, es geht um mehr als um liebe, es geht um mein leben. daß dieses sich nun als etwas von Atalante untrennbares, als etwas ohne sie gar nicht denkbares anfühlt, ist nur zufall. Atalante, ob ich sie nun liebe oder nicht, ist ein anstoß, ein lupe, eine landkarte. ich halte mein gefühl für echt, aber nicht alles an schmerz und verzweiflung, die ich empfinde, hat mit ihr zu tun, und ich denke, das fügt sich alles nicht. ich darf Atalante nicht als etwas wollen, daß mir mein leben wieder geradebiegt. nicht als retterin darf ich sie lieben, sondern nur als frau. dann aber muß ich sie gewählt haben. in gelassenheit. dann muß ich sie auch ziehen lassen können, falls sie mein werben nicht erwidert. ich muß: ihr ebenbürtig sein.

und genau das kann und bin ich eben nicht.

>>supra

<<infra

und nun

.