ich habe immer die erwartung, nach jahren der wanderung heim zu kommen und alles so vorzufinden, wie ich es verließ. es war gut so, als ich ging; warum sollte man etwas ändern, das gut war? also erwarte ich, hier den bäcker wiederzufinden, wo es meine lieblingsbrötchen gibt; dort den drogisten im weißen kittel, der immer das richtige lösungsmittel wußte und auch bilder entwickelte; hier die stadtbibliothek und gegenüber die kleine pizzeria mit dem wunderbaren pizzabrot, das es auf kosten des hauses vorneweg gab. hier die grundschule, dort der radioladen, wo man sich zartfühlend um eine aufgesprungene audiokassette bemühte und sie immerhin so zusammenleimte, daß ich sie wieder abspielen konnte; dort der apfelbaum in nachbars garten. hier der kanal, auf dem immer die schiffe schwermütig vorbeituckerten. so war es, es war gut, warum sollte es sich ändern?
der duft des sonnenschutzmittels, das eine kindheit lang den geruch von sommer, ferien, bergabenteuern oder mittelmeerschlauchbootpiraterien in sich barg, winters verschloß, sommers uns immer neu wiederschenkte: jahre war er gut genug, warum mußte man ihn ändern? mein lieblingsschampoo, was gab es daran auszusetzen, daß es aus den läden verschwand?
heute wollte ich in der zülpicher straße einen bremszug kaufen, in einem fahrradladen, den es, gleich am südbahnhof, die ganzen jahre meiner studienzeit dort gab; dort verkaufte man nicht nur fahrräder sondern auch ersatzteile und führte reparaturen durch.
jetzt gibt es dort einen „Mister Döner“. War es nicht gut, daß es den fahrradladen gab? wo gibt es den nächsten? war eine dönerbude, eine kette zumal, nötig in gesellschaft einer bäckerei, eines schickimickilaffeeladens, eines „subway“, einer eisdiele und einer kombinierten stehpizzeriaasiatakeaway? ganz zu schweigen, daß die gesamte zülpicher straße auf länge ungefähr eines kilometers kaum eine andere form des einzelhandels als resaurationsbetriebe aufzuweisen hat.
und der nächste fahrradladen?