konservativ

ich habe immer die erwartung, nach jahren der wanderung heim zu kommen und alles so vorzufinden, wie ich es verließ. es war gut so, als ich ging; warum sollte man etwas ändern, das gut war? also erwarte ich, hier den bäcker wiederzufinden, wo es meine lieblingsbrötchen gibt; dort den drogisten im weißen kittel, der immer das richtige lösungsmittel wußte und auch bilder entwickelte; hier die stadtbibliothek und gegenüber die kleine pizzeria mit dem wunderbaren pizzabrot, das es auf kosten des hauses vorneweg gab. hier die grundschule, dort der radioladen, wo man sich zartfühlend um eine aufgesprungene audiokassette bemühte und sie immerhin so zusammenleimte, daß ich sie wieder abspielen konnte; dort der apfelbaum in nachbars garten. hier der kanal, auf dem immer die schiffe schwermütig vorbeituckerten. so war es, es war gut, warum sollte es sich ändern?

der duft des sonnenschutzmittels, das eine kindheit lang den geruch von sommer, ferien, bergabenteuern oder mittelmeerschlauchbootpiraterien in sich barg, winters verschloß, sommers uns immer neu wiederschenkte: jahre war er gut genug, warum mußte man ihn ändern? mein lieblingsschampoo, was gab es daran auszusetzen, daß es aus den läden verschwand?

heute wollte ich in der zülpicher straße einen bremszug kaufen, in einem fahrradladen, den es, gleich am südbahnhof, die ganzen jahre meiner studienzeit dort gab; dort verkaufte man nicht nur fahrräder sondern auch ersatzteile und führte reparaturen durch.

jetzt gibt es dort einen „Mister Döner“. War es nicht gut, daß es den fahrradladen gab? wo gibt es den nächsten? war eine dönerbude, eine kette zumal, nötig in gesellschaft einer bäckerei, eines schickimickilaffeeladens, eines „subway“, einer eisdiele und einer kombinierten stehpizzeriaasiatakeaway? ganz zu schweigen, daß die gesamte zülpicher straße auf länge ungefähr eines kilometers kaum eine andere form des einzelhandels als resaurationsbetriebe aufzuweisen hat.

und der nächste fahrradladen?

septembermorgen

draußen war eines morgens wieder draußen.
ein graureiher strich die tage ab.
wolken schüttelten die fäuste,
und das tolle windkind zog die föhre an den haaren,
wieder und wieder. die laternen trugen bärte.

auf dem bahnsteig des balkons sahen
die erikablüten auf die uhr.
tropfengeklingel zuckte die achseln,
darüber wurde es morgen, ehe
es sich die gießkanne versah.

es geht über nacht, dachte ich, über nacht.
die kinderstimmen trieben welk auf dem vogelbecken und
die zugvögel buchstabierten die weite.
der efeubekränzte
könig mit-dem-dicken-bauch betrachtete
nachdenklich sein szepter.

da war es schon spät und noch einmal still.
und die stunden flüsterten sich was zu.

Warum …

… erhält man bei “google” oftmals mehr ergebnisse, wenn man suchtext zusätzlich ausschließt? weil es mehr seiten mit und ohne gibt als mit und mit? wie kann das sein? und wenn wir schon dabei sind: warum schlägt “google” eine korrektur des suchtextes vor, wenn dann keine seiten mit dem korrigierten text zu finden sind? erwähnenswert in diesem zusammenhang erscheint mir auch, was die amazon-datenbank vorschlägt, wenn man beispielsweise “bloody” “rome” und “history” eingibt:

“wir haben keine genauen …” blablabla, und dann: “unten sehen sie die ergebnisse für “romeo”.

das kommt davon, wenn man das denken maschinen überläßt.

und warum …

bekommt man bei amazon keine intelligenten suchergebnisse? man versuche einmal, einen pflanzenführer zu finden, der die flora der alpen erschöpfend behandelt. ich halte für eine solche suche den suchtext “alpen” sowie “pflanzenführer” gar nicht so abwegig. allein, keine ergebnisse. wie man bei einem blick in die liste der ca. 700 naturführer (von schnorchelführer über mineralien bis hin zu barbiepuppen (sic!) ist alles da) sieht, gibt es aber bei amazon (mindestens: bei 300 habe ich die probe abgebrochen) fünf alpen-pflanzenführer. nur kommt bei denen weder in titel noch in untertitel “alpen” oder “pflanzenführer” vor, sondern die heißen “pflanzen der bergwelt”, oder “Pareys Bergblumenbuch” oder “Die Alpen. Pflanzen und Tiere sicher bestimmen”.

liebe amazon-redaktion, es gibt einen vorgang, bei dem man zu einem buch eine liste mit möglicherweise relevanten suchbegriffen erstellt. das nennt man “verschlagworten”. sollten Sie keine bibliothekare beschäftigen, was wahrscheinlich ist, fragen Sie einfach mal in einer universitätsbibliothek nach, wie man das macht. die helfen ihnen sicher gerne weiter.

gott, hab ich schlechte laune heute.