Fund

Ist mir doch wieder so ein Dings abhanden
gekommen, und nun hab ich meine Not
ein Dings zu suchen. Hat nie ein Chaot
denn ich je größers Chaos eingestanden.

Die Rechnung ist’s, die Quittung, Impfungspässe.
Halt so ein Wisch von größter Wichtigkeit.
Man sucht’s am Tisch, im Schrank, man ist bereit,
das Bett gar abzurücken, was verdrösse.

Schon fällt dort Licht, wo lange keins gewesen.
Ein Zettel blinkt! Ich klaub ihn unterm Bett
hervor, verblüfft, was mir da kommt zuhanden:

Denn nicht die Quittung blinzelt auf dem Besen.
Ein Vers ist’s, ein Gedicht, ja, ein Sonett:
„Ist mir doch wieder so ein Dings abhanden …“

zu: Haushaltssonette

Einkaufstüten

Sie liegen schwer am Ende ihrer Strecken
im dunklen Hausflur wie gefallne Mädchen,
sind heimgekehrt von Laden oder Lädchen,
und lehnen jetzt an kühlen Wänden, recken

die Griffe hoch und wie nach Priesterhänden,
und lauschen nach der Türe, ob von hellern
Bezirken Stimmen kämen, Lärm von Tellern,
ob jemand ging, den Pfuhl ins Licht zu wenden,

den sie im Innern tragen. Wie auf alten
Gemälden Faltenwurf von weicher Seide
so glänzt die Plastikhaut. Sie müssen sühnen

was sie an süßem Prassen in sich halten;
sie leidens nicht, wie’s knistert im Geschmeide
rings um ihr Herz aus Butter und Rosinen.

(Teil der Serie Haushaltssonette.)