Holzweg



(Meine unmaßgebliche Ansicht: Irgendwo zwischen 1990 und heute ist die Menschheit falsch abgebogen. Und da sind wir nun. Auf dieser absurden Nebenstraße. Eine Geisterbahn. Man möchte nach dem Sicherungskasten greifen und dem Ding den Saft abdrehen, aussteigen, aufatmen und ans Licht zurückklettern.

Und dann die Ärmel hochkrempeln und die Welt gestalten.

So.)

0 Gedanken zu „Holzweg

  1. Meiner ebenso nicht maßgeblichen Meinung zufolge war der falsche Abzweig sogar noch früher. Anfang Siebziger. Flowerpower und Vietnamkrieg wären Steilvorlagen für einen anderen Weg gewesen. Aber was weiß denn ich?

    Ich suchte auch schon nach dem Sicherungskasten.

    1. Man könnte da noch viel weiter zurückgehen … Ich möchte etwa in der Jugendbewegung vom Anfang des vergangenen Jahrhunderts so etwas wie einen gescheiterten Hauptweg sehen.

  2. Wo sehen Sie den verkehrten Abzweig? (Ich habe da auch Theorien.)
    Gestalten statt krakeelen, ja. Bitte. Und solidarisch. Statt um sich selbst zu kreisen und die Belange anderer, oft: Schwächerer, auszublenden. Das wäre schön.

    1. Dort, wo die Dienstbarkeit des Digitalen begann, auf den Menschen und seine Lebenswelten zurückzuwirken und diese Lebenswelten bis zur Mißgestaltung zu verändern. (Das war der Anlaß des Posts und der Ärger ein rein persönlicher. Mißstände gibt es viele; aber die um sich greifende Diktatur des Digitalen beleidigt mich — im Unterschied zu vielem anderen, das ich vielleicht nur deshalb nicht persönlich nehme, weil es schon da war, als ich geboren wurde — persönlich.)

      1. Ja, das Digitale. Ich hätte das, vielleicht etwas anders als Sie, aber auch gesagt. Mir scheint das Problem Streß durch übergroße Komplexität: Es steht viel zu viel Information zur Verfügung, um sie mit durchschnittsmenschlichen Mitteln und in vernünftiger Zeit noch sinnvoll aufzunehmen, zu gewichten und zu werten. Wir haben nicht systematisch gelernt, wie man etwa Quellen sichtet, Statistiken versteht und schlicht und einfach Unsinn identifiziert. (Also, die paar Leute, die wissenschaftlich arbeiten, schon. Aber die allermeisten halt nicht.) Das erzeugt den abschüssigsten aller Holzwege: keine Ahnung haben, aber jede Menge Meinung. Und wenn dann noch Emotionen dazukommen … Puh.
        Zugleich wird alles immer komplexer; Sie haben das hier auch schon beschrieben: Man kann nicht einfach eine Packung Eier kaufen, man muß Bescheid wissen über Haltungsbedingungen, wo kommt das Futter her, sind die Mitarbeiter des Hühnerhofs nach Tarif bezahlt oder ungelernte Leiharbeiter (dito für die Schlachtung), wie weit werden Hühner, Eier, Futter durch die Gegend gekarrt, und was passiert eigentlich mit den männlichen Küken? Da wird alles zum Problem, und das zieht sich in sämtliche Bereiche des Lebens, man kann gar nicht den Überblick behalten. Umso verlockender sind dann einfache Antworten, klare Richtlinien, wir und die. Und schwups, schon haben wir eine Abzweigung aus der anstrengenden Realität hinaus in etwas Abenteuerlicheres, etwas, wo es sensationelle Zusammenhänge gibt, wundersame Rezepte, wo einige Bescheid wissen, auch wenn die das mit aller Macht verhindern wollen … Und wo ist nun der Sicherungskasten?
        Aber was schreib ich.

        1. Sie haben vollkommen recht mit dem, was Sie da anführen. Da ich mich zur Beschaffenheit dieses Holzwegs (warum ist es ein Holzweg?) nicht äußere, kann natürlich jeder seine eigene Befindlichkeit, seine eigenen Problematisierungen da hineinlesen. Mir ging es jedoch nicht um Überkomplexität, überkomplex war die Welt schon immer. Mein Unbehagen richtet sich auf die All-Maschinisierung. Wir werden alsbald keine Menschen mehr sein, wenn das so weiter geht. Alles Digitale ist für mich die Maschine gewordene Uneigentlichkeit. Eigentlich, das sind Verläufe, Übergänge, stufenlos Skalierbares, Geheimnisse, Fluktuationen, Inuitionen, Numina, unbestimmbare Reste nicht in Zahlen zerlegbarer Wirklichkeit. Wirklichkeit, nicht das Abbild von Wirklichkeit. Echtheit, nicht ihre Simulation. Die wird es früher oder später nicht mehr geben, und ich kann nicht verstehen, daß man das alles hinnimmt, als wäre es halt der Fahrplan der DB..

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