Tauben sahen mich an am Morgen, als alles zu früh war.
Wo ich gewesen sei? Müde hob ich die Hand.
Licht schoß von unten herauf. Die Menschen, als hätten sie ihren
Koffer verloren im Zug, nichts war begreiflich, die Bahn
kam nirgends an, die Tauben flogen davon, und das Türschild
schwieg. Und als letzter Verlust stimmten die Wörter genau.
Du hieß „du“ und „ich“ war ich, genau wie wir hießen.
Wort für Wort ein Verlust. „Nie“ hieß „vorbei“ und war „je“.
Einmal betratst du ein Zimmer, hattest von je eins besessen,
Zimmer und Sternstaub und Nacht. Ich aber löste mich auf,
hatte mich schon verloren, in Städten, in zuvielen Leben
zuvieler Zeit, die je zuviele Läufe begann
nie zu erreichender Marken. Du erst, als längst schon kein Ort war,
hobst noch im Fallen es auf, schenktest den Leib mir zurück.
Eines strahlendsten Morgens verließ dich das Sternenstaubzimmer,
sparte der Raum dich aus, wo ich zu früh mich erhob.
Nun, wo warst du? fragten die Tauben, zertraten die Spuren,
zogen zu zweit durch die Luft, ließen gesegnet mich hier.
Tag: 20. Juni 2008
Entgegen des Zeitgeistes
“Unsere Erbanlagen sind entgegen unseres bisherigeren Verständnisses in ständigem Wandel begriffen …”
Die ZEIT, Online-Ausgabe dieser Woche.
Statt sich in geschraubtem Zeitungsjargon zu ergehen und die unmöglichsten Verbiegungen zu machen, um nur ja keinen bösen Dativ zu benutzen, wo die Sprache ihn durchaus vorgesehen hat, könnte man auch einfach gelassen bleiben und ein bißchen des natürlichen Sprachgebrauchs entgegenkommen.