An Claudia. Sonntagnachmittag

Ich setzte mich in den Park zwischen die Wege, auf denen Du ein paar Tage vorher gegangen warst, und suchte das Licht nach Deinen Spuren ab, das Gras, ob es sich nicht an Deine Füße, die Mehlbeeren und Birken, ob sie sich nicht erinnerten, daß ihr Schatten an jenem Sommermorgen Deine Schultern, Dein Haar gestreift hatten. An jenem Tag, da Du auch nach mir Ausschau hieltest, wie ich jetzt Deiner vergangenen Anwesenheit, Deinem Hauch nachlauschte. Ein Kieselstein war fortgerollt, ich sah es genau; hatte Dein Fuß ihn berührt? Irgendetwas mußte doch noch da sein von Dir, ein kaum zu erahnender Widerstand gegen das Licht, eine Einkerbung und Spur in den Sonnenstrahlen, die Dein Körper oder Dein Gedanke in den Raum gefurcht hatte. Oder vielleicht ein Duft von Dir, schwebend über dem Staub und schwer zu zerwehen.

Ach, könnte ich selbst eine Spur für Dich hinterlassen und in diesen lichstimmenvollen Sonntagmittag legen. Daß Du mich merktest, wenn Du das nächste Mal in den Park kämest: Einen Schweißhauch, ein Atemgeräusch, ein Augenzwinkern, gespiegelt in einer Pfütze; oder daß meine Gestalt sich der Luft aufpräge und Du mich streifen würdest und fühlen, wie Du durch die allerleiseste Verwirbelung gleitest. Und daß Du etwas dagebliebene Sehnsucht aus meinen suchenden Augen auffingest.

Oder aber in einen Baum wollte ich mich verwandeln, in den Gliedern keine andere Sorge als um Wasser und Sonne, und manchmal die Wonne des leichten Erderzitterns, wenn Du unter meinen Zweigen vorbeikämst. Was für ein Baum würde ich? Ein Ahorn mit seinem frühen Blühn und den gelben Dolden, von den Amselherolden angekündigt? Eine milde Birke, schlank, schön und die Helle zwischen ihren Blättern hin und her werfend? Oder aber eine dunkle Eibe, die der, die in ihrem Schatten schläft, Träume aufgibt und Rätsel.

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