Aachener Weiher

Einmal standen sie am Aachener Weiher. Weiden ließen dort vom Ufer aus die Schleppen ihrer Zweige ins Wasser schleifen. Ihre Bögen formten ein Dach, eine Höhle, über derenen fahlgrüne Wände milde Spiegelungen vom Wasser aufsteigend die silbrigen Blattunterseiten entlangglitten. Es hatte aufgehört zu regnen, doch der Himmel war trüb geblieben, und keine Sonne stieg aus dem stumpfen Wasser. Sie standen gestützt aufs Geländer und sahen den Enten zu, die zu ihren Füßen unterhalb des Brückengeländers kreisten. Das Schweigen zwischen ihnen begann sich zu einem Baum auszuwachsen, als heftiges Flügelschlagen ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Draußen auf dem Wasser, inmitten davonstrebender Wellenringe, tat ein Erpel etwas sehr Merkwürdiges: Er war halb auf eine der Enten hinaufgerutscht und -gesprungen und -geflattert und versuchte nun, mit dem Schnabel ihren Kopf unterzutauchen, hack hack hack, was ihm auch mehrfach gelang. Gewalttätig und häßlich war das. Vorher hatten die zwei Vögel noch ein lustiges Spiel miteinander gespielt und mehrmals rechts, links, rechts mit Hals und Schnabel seitlich aneinander vorbeigepickt.
Neben ihm aber stand die Frau, die er begehrte, unbeweglich wie das Schweigen, das ein Baum war, und bot seiner Verlegenheit keinerlei Halt.
„He“, rief er endlich verzweifelt dem Erpel zu, nachdem der Kopf der Ente schon gänzlich unter Wasser geraten war, „he, du sollst sie doch nicht ersäufen …“
Worauf die Frau, die er begehrte, sich ungerührt zu ihm umdrehte und mit halblauter Stimme sagte:
„Was soll er sie dann?“

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