Früh am Tag in Füssen, ein Herbstmorgen Ende September, die Berge überzuckert von vortäglichem Schneefall, die Straßen naß, die Luft kalt, klar, trägt jedes Sonnengleißen leicht und weit in die verschatteten Straßen hinein. Leuchtender Kaminrauch, darunter stehen die Häuser kältestarr, Atemwölkchen verdampfen von den Lippen der Touristen, die sich, noch nicht allzu zahlreich, am Bussteig (“Tegelberg Station via Castles”) einfinden.
Ein katholisches Land, die Glocken tragen uns stundenlang bergauf, bis wir das Tal hinter uns gelassen haben.
Überhaupt, Glocken: eine Herde Kühe ist vom Schlafzimmerfenster aus hörbar am Abend. Wenige Geräusche sind so friedevoll wie das Läuten von Viehglocken, munter, behaglich, träge wie die Wiederkäuer selbst, die die Glocken tragen.
Nachts Stille, wie man nur sehr selten nichts hört. Es ist weniger als nichts zu hören. Als wäre der Raum, in dem sich das Schweigen abspielt, größer als dort, wo ich zu Hause bin. Als verteilte sich das Schweigen und würde dabei immer noch tiefer, nein, nicht tiefer; reiner, klarer, durchhöriger, offener und empfindlicher für jedwede Störung. Ein hochskaliertes Nichts, die akustische Parallele zur Nachtschwärze, in der selbst ein raschelndes Blatt, ein fallender Tropfen, der Schritt eines Vogels noch wie Lärm toben würde.