Haben Sie schon einmal …


• sich einer Zahnbehandlung unterzogen?
• ein MRT von einem Teil Ihres Körpers machen lassen?
• sich einem chirurgischen Eingriff unter Vollnarkose unterzogen?
• ein Antibiotikum genommen?
• eine Röntgenaufnahme von einem Teil Ihres Körpers machen lassen?
• ein Schmerzmittel genommen?
• sich nach der Wettervorhersage gerichtet?
• ein Antiallergikum genommen?
• Sonnenschutzcreme benutzt?
• Reisetabletten genommen?
• Wasseraufbereitungstabletten benutzt?
• eine Malaria-Prophylaxe durchgeführt?
• wegen eines Insektenstichs den Arzt konsultiert?
• wegen eines Knochenbruchs den Arzt konsultiert?
• Tragen Sie eine Brille?
• Tragen Sie Kontaktlinsen?
• Benutzen Sie ein Hörgerät?

Wenn Sie mehr als zwei Fragen mit ja beantwortet haben, dann verzichten Sie bitte in Zukunft darauf, die Wahrheit finden zu wollen; hören Sie auf, von auseinandergehenden Zahlen, widersprechenden Angaben und vor allem von entgegengesetzten Meinungen zu faseln. Vertrauen Sie dem Robert-Koch-Institut und vergleichbaren Institutionen, wie Sie ihrem Sonnenschutzmittel vertrauen, richten Sie sich nach den Anordnungen der Regierung und machen Sie sich ansonsten einen schönen Tag. Danke.

Kein Frühling

Wir froren, das machte den ersehnten Vollzug zu einer Aufgabe. Ohne Schuhe, doch noch in allen Kleidern auf dem Grund liegen und in den eichenlaubbekränzten Himmel schauen, das ging noch. Kalte Hände auf warmer Brust, warmem Bauch, fröstelnden Flanken, das war schön. Zwei Eichhörnchen, die sich balgten, unserer nicht achteten. Wir lagen und waren selbst Natur, wir hätten aus Erde, Laub, Fell und Holz sein können, aber das Frieren hielt uns warm, das Frieren hielt uns lebendig, das Frösteln unterschied uns vom Holz und flößte uns die Sehnsucht nach unserem warmen Inneren ein, hielt das Verlangen wach. Doch dann war Eile geboten. Du zittertest unter mir. Unser Schoß das einzig Warme unter der Sonne, so weit die Hügel reichten. Ich wäre so gerne ganz nackt neben dir in der Sonne gelegen. Aber die Täler bliesen kühl, Wind bemächtigte sich unserer Küsse, in deinen Augen fror die Sonne wie ein durchsichtiger Fisch.
(25.4.2020)

Kein Frühling

Vogelgesang hinter Fensterscheiben, Sonne hinter Glas. In Gedanken mit dir tun, was im Traum verhindert wurde. Nicht einmal die Träume sind uns gewogen.

Eine Stunde in einem Meer brausender Zeit. Eine Stunde mich an deinen Augen festhalten und mit meinen Händen betrachten. Ich denke jetzt schon daran, wie meine Augen, wenn du wieder abreist, dir nachstürzen werden; und wie ich sie dann wie wilde, traurige Hunde nach Hause schleifen muß.
(6.5.2020)

Kein Frühling

Nach Totholz suchen, das in seltsamen Formen erstarrt ist, wie Wachs, aus großer Höhe in Eiswasser getropft. Ein Wort zu erlauschen suchen, seine toten Zeichen. Unter Laub hockt noch und noch Sonne. Staub ohne Insekten, nur fern, im Talgrund, flattert ein einzelner Zitronenfalter, wie eine verlorene Visitenkarte des Frühlings, eine Einladung zu einem abgesagten Fest. Der Saal war schon geschmückt.

Wie ferne Segler auf einer Meeresbucht schweben Familien über die Wiese. Ich folge ihnen langsam, in den Augen das Flimmern von Scheren, in den Händen ein Bündel bleicher Knochen, wie ein Krieger Speere hält. Man kennt nicht meine Müdigkeit, mit der ich die Schritte nach Meilen zähle.

Wolken, die den Regen für sich behalten wie ein großes Geheimnis.

Sehnsucht, wie das Meer, überdrüssig seiner Küstenlosigkeit, sich nach Inseln sehnt, die es unterbrechen.
(12.4.2020)