Der nächste Venustransit.
Ein Datum, das schon jetzt feststeht, und du weißt, du wirst nicht mehr dabeisein. Manchmal tapert man so blind durchs Leben, daß man heulen könnte. Halley habe ich erlebt und das Glück gehabt, im richtigen Jahrhundert auf der Welt gewesen zu sein für ein noch selteneres Ereignis. Das Glück, aber nicht die Wachheit. Angesichts der Seltenheit des Ereignisses denke ich jetzt, vielleicht wäre es doch wert gewesen, mal hinzuschauen, 2004 oder eben gestern. Dabei ist es mir da ja noch gleichgültig gewesen. Erst mit dem Bewußtsein post festum kommt der Verlust. Ein reines Versäumnis, abstrakt, pur, kristallin, absolut, gerade weil es nichts Begehrenswertes oder auf private Weise Teures ist, das man verloren hat. Die Darstellung der reinen Unmöglichkeit. Nichts, was sich nachholen, richten, mit viel Fleiß doch noch schaffen ließe. Es ist außerhalb der Reichweite. Es ist außerhalb der letzten Grenzen deiner selbst. Du tust einen Blick auf eine an einem bestimmten, absolut sicher eintretenden Ereignis verankerte Zukunft, die dich nicht mehr enthält. Die eigene Begrenztheit so deutlich ablesen zu können wie an diesem Datum, an diesem Unverrückbaren – Tag, ja, Stunde stehen bereits fest, und das tun sie schon seit Jahrmilliarden –: das hat etwas Vernichtendes. So lange du lebst, wird ein Venusdurchgang nicht mehr zu beobachten sein. Und gestern hättest du noch eine Chance gehabt. Mit deinen eigenen Augen. Jetzt bleiben dir nur noch Bilder, geliehene Augen und Erinnerungen, Bilder, die zu einem anderen Geist, zu einem anderen, wacheren, Leben gehören.
Ein Gedanke zu „11. Dezember 2117“