Beim Laufen

Plötzlich flackert da Scheinwerferlicht durch die Bäume, sieht man den fahlen Himmel sich in Windschutzscheiben spiegeln, schimmern metallene Fahrzeugflanken, steht eine Gruppe schwarzuniformierter Männer an einem Lastwagen, der sich beim Näherkommen als Panzerfahrzeug entpuppt.
Unheimlich. Zwei Sendemasten von erheblicher Höhe, 10, 15 Meter, auf Einsatzfahrzeuge montiert, ragen auf. Die ehemalige Straße, wo sonst nur Jogger unterwegs sind oder Fahrlehrer ihren Schülern das Anfahren beibringen, ist abgesperrt. Die Fahrzeuge stehen in den kreuzenden Waldweg hinein und riegeln ihn fast ab, so daß man in den Schlamm der Böschung ausweichen muß.
Ich mag so etwas ja überhaupt nicht. Es reicht schon, um das Gruseln zu lernen, wenn man den Polizeihorden begegnet, die allsamstäglich an einschlägigen Bahnhöfen abkommandiert sind, ich muß nicht auch noch einer Gruppe finster dreinblickender, Krieg spielender Vermummter nach Einbruch der Dämmerung plötzlich im Wald begegnen.
Schon lange nicht mehr im Dunkeln laufen gewesen. Leichtsinnigerweise habe ich die Stirnlampe nicht mitgenommen, und so, das letzte Restlicht am Himmel noch von dichtem Nadelgehölz verschattet, bin ich gut eine Stunde über einen nahezu unsichtbaren Waldweg gestolpert. Nach Einbruch der Nacht ist mit Dunkelheit zu rechnen, weiß der Soldat der Bundeswehr, da ich aber gottlob nicht gedient habe, überrascht die Finsternis einen Ahnungslosen. Da hättem die Vermummten von vorhin mir ja ruhig mal einen Tip geben können.
Später, anhörig des bis ein Uhr früh anhaltenden Hubschraubergedröhns über der südlichen Ville, frage ich mich, ob es da eine Verbindung gibt, und wenn ja, ob man wirklich über dichtbesiedeltem Gebiet den Hubschraubernachtflug üben muß. Ich meine, wo sind wir denn hier, im Hindukusch?

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