Tempora mutantur

Es gibt nicht viel Konstanteres und Älteres in meinem Leben. Zwanzig Jahre — kaum ein Ereignis, ein Anfang, eine Errungenschaft, die nicht in diese Zeit hineinragen, von ihr grundiert würden. Darin enthalten sind zwei Kanzlerwechsel; die Huygenssonde; drei Päpste; ein Austritt aus der EU. In zwanzig Jahren wird ein Mensch erwachsen. Trägt ein Nußbaum zum ersten Mal Früchte. Dieses Blog ist jünger als der Beginn dieser Zeit. Mein Lateinstudium ist jünger. Zweimal die Wohnung gewechselt. Das Wandern in der Eifel begonnen. Den Marathon. Ja, selbst meine Ehe ist jünger, ihr Beginn liegt schon mitten in diesem Strom, der nun endet. Und was endet da! Nie hab ich das gewollt, daß der Beruf einen solchen Raum gewinnt. Nun will mir kaum etwas Bedeutsameres einfallen als die in diesem Rahmen eingefaßten, gehaltenen und geordneten Vormittage. Etwas, das halt auch noch da ist, nebenher mitläuft, keine besondere Wichtigkeit in mein Leben wirft, so hab ich es haben wollen, so hab ich es mir eingerichtet. Mag sein, es ist sogar gelungen, aber im Rückblick fühlt es sich nicht so an. Da stellt es sich vielmehr heraus, als hätte alles Schöne seinen Halt in dieser Routine; als hätte alles Schlimme auch seinen Trost darin gehabt. Routinen sind unterschätzt, in unserer alles Neue preisenden, aufgeregten Welt bringt man sie gerne mit Langeweile und einem Alltag zusammen, dem regel- und reflexhaft das Farbwort grau beigegeben wird. Für mein Leben sind sie immens wichtig, die Routinen, ohne bin ich unglücklich. Es ist indessen schwer, sehr schwer, in Routinen hineinzufinden und noch schwerer, sie auch gelingen zu lassen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert