Und plötzlich der Mond im Fenster, als wäre der Trabant von langer Reise heimgekehrt. Als ahnte er auch, wir haben ihn nicht vermißt bis zu diesem Moment, da wir wach wurden, wer weiß von welchem Geräusch, und uns wunderten über den fremden Schimmer, der als Gast im Fenster hing; und doch als Heimkehrer hier zuhause war; wie jemand, der Hof und Tore, Dächer und Geländer, Winkel und Einlässe in Augenschein nimmt und prüft, ob nach der langen Abwesenheit noch alles am Platz ist. Da vermißten wir ihn nachträglich und erkannten, wie sehr wir uns gesehnt hatten nach wir-wußten-nicht-was, dabei war es immer dieses Licht gewesen, das uns gefehlt hatte. Wo war er gewesen, der Vermißte? Mit Wolken gerungen, gegen die Erdschwere gelaufen, in den eigenen Meeren erdunkelt? Hatte er die Seiten getauscht und uns zwei Monate lang seine schwarze, sternenbesäte Rückseite zugewandt? War er ins Schleudern geraten und mußte hinter allen Kimmen untergehen, um schlimmeres zu verhindern? Nun war er wieder da und forderte nichts. Seine Meere lagen ruhig und windstill überm Äther und klammerten sich fest an seine ausgependelte Masse. Seine dunkle Seite war wieder voller Sterne und auf der Rückseite verborgen, und sein Licht fand alles unverändert hienieden, nur daß vielleicht ein Seufzen ging, durchs Feld, durch Ähren, durch die Eichen, die nicht ahnten, daß sie sich in dieser Nacht an ein altes, fast vergessenes Gedicht erinnerten.
Das Bild vom Heimkehrer ist schön und traurig, oder kommt mir vielleicht nur traurig vor, weil ich dabei an einen lange verlorenen Hof denke, auf den keiner mehr heimkehren wird.
Nur der Mond kehrt verläßlich wieder. Vielleicht ist das ein Trost? Trost am Mond gefunden hat jedenfalls Annette von Droste-Hülshoff. Ihr Gedicht Mondesaufgang möchte ich Ihnen ans Herz legen, falls Sie’s nicht schon kennen.