In Minuten wandelt sich der Himmel überm Hügelkamm. Erst zarte Wolkenschlieren wie Fehler in einem Bergkristall; dann ein boshaftes Leuchten unter dem aufgeworfenen, vernarbten Lid quellender Wolken; dann verödete Ebenen, wie der Spiegel von Schlachtschauplätzen. Den Pinselbaum habe ich gestern beim Wandern aus den verschiedensten Perspektiven zu erkennen geglaubt. Jetzt scheint er für die Gültigkeit dieser Blickwinkel zu nah. Noch später aufgeklart, die Meßfühler kleiner schmaler Wolken greifen den Sonnenschein ab und ziehen schnell weiter. Frühlingshaftes Licht kurz darauf, fleckiges Gewölk malt Idyllen an den blaßblauen Himmel. Bald darauf, beim nächsten Blick empor, ist das Gewölk wie mit Brausepulver aufgequollen. — Unterdessen am Grund das Irrlichtern von Farbe an den letzten Stockrosen. Man hält für fremden Lack, was sich noch an die verhärteten Stämmchen klammert. Die Krone des Nußbaum voll zergrübelten, schütter zweifelnden Laubs. Das Grün plötzlich nach Moll wechselnd. Wo wir noch einen satten Dur-Akkord im Ohr zu haben glaubten. — Und endlich stoppt das Drama oben, die Sphären kommen zur Ruhe, und der Himmel bedeckt sich mit einem blinden, hellen Schirm.
Die Phantasie an die Macht, könnte man meinen, aber nein: hier ist eine genaue Beobachtungsgabe am Werk, gepaart mit einem lyrischen Temperament. Vielleicht lässt sich auch das metamorphotische Treiben in der Natur sprachlich nicht anders fassen.