Nereiden, Nixen, Nymphen

Als wäre das Flüssige ihr Element. Ein Pulsieren im Blaugrün der Schläfe, Geschimmer auf sinnenden Lippen, das Pfirsichfrische eines Nackens unter gewaschenem Haar, die rasch ins Hauchige einer kaum wahrgenommenen Abkühlung sich verströmenden Abdrücke ihrer nackten Füße auf dem heißen Terracotta eines Innenhofes, (wie das über dem Stein sich zusammenzieht und man dem Schrumpfen zusehen kann: Kaum bemerkt, vergeht schon die Rundung des Mittelfußes, verinseln die Zehen, die Ferse bleibt, als stärkster Druck, noch am längsten erhalten, eine Spur, schneller als man ihr folgen kann, löscht sie sich zuschauends selbst), (das Licht in diesem Hof so stauhell, daß man, selbst wäre die Fußgängerin noch da, sie nicht sehen könnte vor lauter Blendung, so ein Licht, wie ein ins Außen gewendeter Kopfschmerz, eine Migräne der Luft, in der alles außerhalb einer Armlänge in Strahlungseruptionen zerbirst) oder im trocken zerfallenden Flußufersand einrieselt. Oder sich abstreift an Wedeln und Halmen von Farn: kaum bemerkt sich die Bewegung selbst, schlägt schon der Vorhang hinter den aufschimmernden Sohlen zusammen, bleibt nur noch die Feuchte des Vorübergehens an bebenden Thalli haften).

Nässe und Flüssiges auch als Spiegel, als Doppelwurf von Licht und Wesen, von Blickauf und Blickab, als Wahrnehmung von Schönheit selbst noch durchs Unbelebte eines Brunnens, Tümpels, Stromes, Gesichter mit sternförmigen Augen, wackelnd von unstetem Spiegel, zwischen Rosen, deren Blätter zögernd die wäßrige Tiefe hinabzählen, mit Dornen und Petalen, und darin, umkränzt wie mit Duft, ihr Antlitz, dort sich niedersenkend in der Betrachtung, hier im Staunen hinansteigend zur Oberfläche, ins Trockene, ins Wiederfeuchte von Zunge, Nebel, Träne, und in dieser Doppelung der Akt des Wiedererkennens und Wiedererregens an sich selbst (und wieder hinab:): Ein Synergon, das von der Grenzfläche nach beiden Seiten abstrahlt und fortwirkt: Und so geht erschauernd die Schöne davon, sinkt die andere Schöne hinab in den Grund, bleibt und steht erschauernd der Teich, erstarren die Nympheae noch lange, sich selbst Rätsel gebende Minuten, das Schilf mit den Schatten des Fortgangs dazwischen, stehen, schauern, stehen: als Berührte. Als bliebe die Wärme der Haut dem Wasser noch einen Augenblick der Gnade lang erhalten, als zittere die Wärme der Wangen verschwindend, sinkend, auch in die Tiefe hinein fort, als hielte sich noch etwas hie und da, schwebend wie Dunst über der Kühle des Fehlens. Das Fließen zuletzt, wie Tränen, in den Augen und Wangen, ein Leuchten wie von der Feuchtigkeit der Iris, schillernd, außer sich bringend mehr als sie selbst enthält.

Oder wie ein von je geträumter Traum vom Meer oder einem ähnlichen Ufer, wo sich, aus einem Raum über, hinter, jenseits von mir, jedenfalls ungesehen, außer vielleicht vermittelt durch eine stille Erinnerung an die Ahnung von Kühle, der Wegnahme des Lichts durch einen Schatten, wo sich also aus diesem ewig unergründlichen Hinter-mir eine Stimme erhebt, kühl und wässerig, fließend von Feuchtigkeit, während ins Sehfeld hinein Tropfen abgeworfen in den Sand fallen, zuvorkommend noch der zwittrigen Seinsweise der (rücklings warmen, palmisch feuchten) erfrischend feuchten (auch salzigen) Hand, ihre unversehene Zitronen-Berührung, ein Zauber brackigen Honigs.