Heddesheim

Ein zweites Mal im See, nach einem 5-km-Marsch im Regen, an einer Stelle mußte aufs Feld ausgewichen werden, den Weg hatte eine Pfütze, eigentlich schon ein kleiner Weiher, unpassierbar gemacht. Endlich erscheint zwischen den Büschen die Wasserfläche, der See übt einen Sog aus, das Versprechen, gleich ins Wasser steigen zu können, läßt den Schritt noch einmal schneller gehen. Die Klamotten klamm, die Schuhe durchnäßt, erreiche ich das Kassenhäuschen. Umziehen im überdachten Bereich bei den Schließfächern, die feuchten Kleider in den Spint gestopft, das Handtuch im zusammengeklappten Schirm geschützt zum Steg mitgenommen, die Wiese ist durchnäßt, das Regenwasser quillt zwischen den Zehen. Luft 13°, Wasser wohl nach 24 Stunden Regen keine 18° mehr. Es fällt schwerer als gestern, nimmt mir bei den ersten Zügen den Atem. Ein paar Züge Brust, dann Kraul, bis der Sauerstoffbedarf das Atmen schwierig macht. Rhythmuswechsel, alle 2, 3, 2 Armschläge atmen, so läßt es sich durchhalten. Der See läßt sich vollregnen, blinzelt, konzentriert sich auf seine Mitte, meditiert, vergißt sich selbst. Die glitzernden Schwebstoffe fehlen heute. Das Wasser hat eine helle, transparente Leichtigkeit an der Oberfläche, als bestünde es aus Schichten verschiedener Elemente, bei jedem Atmen durchbricht das Gesicht diese Schicht, als würde man durch eine Glasscheibe tauchen, auf der sich Tropfen gesammelt haben. Darunter liegt die kompakte Masse der grüntrüben Tiefe, undurchdringlich, einförmig, dick.

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