Muß nicht auffallen, wie sehr die Wahl eines Karnevalskostüms vom Geschlecht bestimmt wird? Die Frauen und Mädchen gehen als Prinzessinnen, Elfen, Meerjungfrauen oder schinken sich einfach nur mit Kranz, Glanz, Flitter und Glitter, als kämen sie alle geradewegs aus der Redaktion der Zeitschrift Lillifee (voll süß!) — wo aber sind sie alle, die Astronautinnen, Chirurginnen, römischen Soldatinnen, Piratinnen, Wikingerinnen, Feuerwehrfrauen, die ganzen Larven, für die sich ihre männlichen Mitfeiernden vorzugsweise entscheiden? Es scheint, als wollten die Närrinnen nicht mal imaginär bei den Jungs mitspielen. Darüber mal bei der nächsten Debatte über Geschlechtergerechtigkeit nachdenken.
Ich ging als Kind als “Zigeunerin”, weil ich auf dem Land bei meinen Großonkeln die Roma-Frauen gesehen hatte, mit ihrem Selbstbewusstsein, ihrem freien Auftreten und ihren bunten Kleidern. Diese Frauen bewunderte ich. Das Kostüm erlaubte mir Bewegungsfreiheit. Andere Mädchen verkleideten sich als “Indianerinnen”, auch das ein Kostüm, das wilde Spiele erlaubte. Haben die Prinzessinnen- und Feenkostüme zugenommen? Meine Nichten sind aus dem Alter heraus, deshalb weiß ich es nicht.
Ob die Prinzessinnen- und Feenkostüme zugenommen haben? Ich nehme es nicht an. Mir fällt diese Verteilung auf, und daß es diese klaren Vorlieben gibt. Daß das früher anders war, glaube ich nicht. Ich weiß auch nicht, wie es bei Kindern ist, ich bemerke es nur — unfreiwillig — beim Kölner Straßenkarneval, wo es nicht um Spiele geht, sondern um Saufen und Die-Sau-Rauslassen in nicht-alltagstypischer Bekleidung. Es geht auch nicht darum, in eine Rolle zu schlüpfen und in dieser Rolle (in ihrem Schutz, sozusagen) Dinge tun zu dürfen, die sich sonst nicht schickten, so wie Sie und Ihre Altergenossinnen das als Kind getan haben. Aber umso seltsamer scheint mir die beobachtbare Verteilung in Astronauten hier und Feen da.