Wuppertalsperre

Nach den beiden Bädern in der Nordsee wieder an der Talsperre im Wasser gewesen. Der Tag war sonnig, elf Grad Lufttemperatur. Gegen zehn Uhr kam ich warmgelaufen an der Vorsperre an. Je nach Lichteinfall war das Wasser klar bis auf den hellen, steinigen Grund hinunter, oder im Gegenlicht abweisend-opak, ölig, nicht einmal zum Spiel mit dem Wind aufgelegt. Nur wenige Menschen unterwegs, eine ältere Dame verunsicherte ich, als ich auf der Suche nach meinem Plätzchen wieder ein Stück umkehrte (und ihr aus ihrer Perspektive zu folgen schien). Hoher Wasserstand, die Stelle von letztem Jahr unauffindbar. Zuletzt wieder die zweitbeste Stelle genommen, dort stand das Wasser so hoch, daß ein bequemer Absatz, sonst wahrscheinlich mehrere Meter von der Wasserlinie entfernt, jetzt einen Fußbreit unmittelbar darüber lag. Am ertasteten Grund beim Hineingehen war jedenfalls die Stelle nicht zu erkennen. Steil geht es hinab, nach drei Schritten bin ich eingetaucht, hektisch atmend. Es ist eisig wie immer, und doch auf subtile Weise garstiger, schwieriger. Härter. Ich kürze ab, zwei Schwimmzüge müssen reichen, einmal auf den Rücken gedreht, mit den Beinen gestrampelt. In diesem Moment beruhigt sich die Atmung wieder. Eine Art Zuversicht stellt sich ein: Ich habe es wieder geschafft. Zwei Züge zurück, bis ich Grund unter den Füßen habe: so noch einen Moment untergetaucht bleiben, dann raus. Keine Minute hatte das Bad gedauert. Gelauscht, geschaut: Die Wege waren alle leer. Ich griff zum Handtuch. Kein Mensch bekam den entzückenden Anblick des 50jährigen, nur mit einer Wollmütze und Badelatschen bekleideten Mannes mit, der sich die nasse Gänsehaut von den winterweißen Gliedern wischte.

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