Daß man es kaum schafft, in einer unbequemen Lage auch die darin begründeten durchaus willkommenen Nebeneffekte zu erkennen und zu würdigen. Gestern abend von dem Veranstaltungsplatz an der Kirche her Festivalgeräusche, jenes verhaßte Dröhnen, Rumpeln, Hallen, Heulen von ins Groteske verstärkter Supermarktmusik, wie es jetzt gut anderthalb Jahre nirgends zu hören gewesen ist. (Solche elektrischen Klangverstärkungen haben immer einen provokativen, hybriden Drang ins Universelle, Allgemeingültige, gräßlich.) Der Impuls in solchen Momenten, derartiges Treiben als eitles, leichtfertiges, geradezu sündiges Tun (Tand, Tand, ist das Gebilde von Menschenhand) zu verdammen — warum hat es mich in den vergangenen siebzehn Monaten nicht ein einziges Mal mit fröhlichem Ingrimm erfüllt, daß genau diese Verdammung offiziell in Kraft getreten war? Die Pandemie mit ihrem Ernst hätte ich mir doch zuvor geradezu gewünscht in Momenten wie gestern abend. Daß das sündige Treiben ein Ende finde und in einer schicksalhaften, göttlich zu nennenden Intervention des Ernstes in Flamme aufgehe, eines Ernstes, als dessen Vertreter auf Erden ich mich in meinem maßlosen Zorn zu empfinden durchaus geneigt bin.