Stille, Rückwand des Regens. Die Stunden suchen den Anfang.
Wo es schon tagt auf der Haut, hüten die Küsse den Schlaf.
Monat: Juni 2021
Ins Licht gehoben, aus einem warmen Tümpel. Hier und da noch Reste von schrumpfendem Wasser, durch das Lichter spielen. Die Strömung wechselt Farbe und Richtung, während sie von den Knöcheln gleitet. Vor dem Fenster streckt sich das Trockene wie ein Papierknäuel, das man auseinanderzieht, und Sonne springt funkenhaft heraus, wo die sich die Knitterfalten glätten.
Hitze, daß die Zähne im Mund schmelzen wie Zucker. Flugzeuge versinken im aufgeweichten Himmel, während du im Garten unhergehst und mit der Pipette Schnecken rettest.
U.F.O.
Ob es UFOs gibt? Sicher. So wie es ungeklärte Verbrechen, verschwundene Flugzeuge, unklare Todesursachen, grundlose Feuersbrünste, mannschaftslos aufgefundene Schiffe, unklassifizierte Naturkatastrophen, unreplizierbare Experimentdaten, singuläre Tiersichtungen, unerklärbare Heilungen unheilbar Kranker, einzelne intelligente Radiosignale aus den Tiefen des Weltraums gibt. Das Akronym UFO steht für unidentified flying object, bezeichnet also etwas, von dem man gerade nicht weiß, was es ist. Zu sagen, wir wissen nicht, was diese Erscheining am Himmel ist, also muß es sich wohl um Außerirdische handeln, ist ebenso idiotisch wie zu behaupten, wir wissen nicht, wer die Isdalen-Frau ermordet hat, also müssen es wohl Außerirdische gewesen sein. Wenn das Pentagon jetzt also die Existenz von UFOs “bestätigt”, so gibt es lediglich zu, daß es “echte” Filmaufnahmen von Himmelserscheinungen besitzt, deren Natur unbekannt ist. Es gibt nicht zu, daß die Erde von Aliens besucht wird.
Jetzt hört man schon davon, daß die ersten das Ende der Pandemie feiern. Feiern? möchte man ausrufen, es gibt nichts zu feiern. Mit Schnelltest und FFP2-Maske ins Freibad? Da waren wir ja letztes Jahr schon weiter. Nein. Erst wenn das letzte Testzentrum abgebaut, das letzte Abstandhalten-Piktogramm entfernt, die letzten Schützen-Sie-sich-und-andere-Durchsage verstummt, die letzten Spuckschutzfolien geschreddert, die letzten Masken von den Gesichtern, Rückspiegeln, Rinnsteinen, Rasenflächen und Mülleimern verschwunden sind, dann, ja, dann könnt ihr feiern. Ihr könnt feiern an dem Tag, da die erste Zeitung erscheint, in der man keine Erwähnung der Pandemie, sei es eine direkte oder eine indirekte, mehr findet. Oder nein, auch dann nicht: Denn das Feiern würde sich ja kraft seines Anlasses mit der Pandemie beschäftigen. (Wie auch dieser Blogeintrag.) Und damit diesen Anlaß zunichte machen: Erst, wenn es keine Handlung mehr gibt, die in den Kontext der Pandemie eingebettet, deren Beschreibung von der Voraussetzung der Pandemie abhängig ist; erst wenn ihr das Ende nicht mehr zu feiern braucht, könnt ihr das Ende feiern. Erst dann ist alles wieder normal, erst dann ist es geschafft.
Trüb im Trüben, ein Grau, das alle Taschen umgestülpt hat, und in keiner findet sich noch ein Heller Farbe. Unermüdlich arbeiten die Vögel am Bau des Frühlings, während der Regen auch noch die Schatten fortspült, die Grenzen und Linien ausbluten läßt, die Schemen von Flügen durchweicht. In bewimperten Teichen zerfließen die Blicke. Noch die eigene Haut gerät ins Fließen, bis das Spiegelbild sinkt und Wasser in wärmeres Wasser greift.