Obwohl es nun niemand bezweifelte, daß Krieg von den Tarquiniern drohe, geschah dies freilich später als von allen erwartet; im übrigen passierte etwas, womit keiner gerechnet hatte: List und Verrat machten die Freiheit ums Haar wieder zunichte. Es gab unter der Jugend Roms einige junge Männer von nicht eben geringer Abkunft, deren Lust und Laune unter der Königsherrschaft recht ungezügelt gewesen waren; den Tarquiniern Ebenbürtige und Gefährten, die es gewohnt waren, ihr Leben nach Königsart zu gestalten. Bestrebt, die alten Privilegien wiederzuerlangen, nachdem alle Bürger vor dem Gesetz gleich geworden waren, klagten sie untereinander, die Freiheit der anderen sei zu ihrer eigenen Knechtschaft ausgeschlagen: Der König sei ein Mensch, an den man sich mit der Frage nach Recht und Unrecht wenden müsse; er sei der Ort für Gnade, für Gunst; er könne in Zorn geraten und verzeihen; kenne den Unterschied zwischen Freund und Feind; Gesetze seien etwas Taubes, Unerbittliches, nützlicher und förderlicher für den Hilflosen als für den, der Gewalt besitze; sie kennten weder Großzügigkeit noch Nachsehen, wenn man mal über die Stränge schlage; angesichts so vieler menschlicher Schwächen sei es gefährlich, wenn einen allein die Unschuld am Leben ließe.
Cum haud cuiquam in dubio esset bellum ab Tarquiniis imminere, id quidem spe omnium serius fuit; ceterum, id quod non timebant, per dolum ac proditionem prope libertas amissa est. Erant in Romana iuventute adulescentes aliquot, nec ii tenui loco orti, quorum in regno libido solutior fuerat, aequales sodalesque adulescentium Tarquiniorum, adsueti more regio vivere. Eam tum, aequato iure omnium, licentiam quaerentes, libertatem aliorum in suam vertisse servitutem inter se conquerebantur: regem hominem esse, a quo impetres, ubi ius, ubi iniuria opus sit; esse gratiae locum, esse beneficio; et irasci et ignoscere posse; inter amicum atque inimicum discrimen nosse; leges rem surdam, inexorabilem esse, salubriorem melioremque inopi quam potenti; nihil laxamenti nec veniae habere, si modum excesseris; periculosum esse in tot humanis erroribus sola innocentia vivere.
Daß sich schon Livius zum Tempolimit geäußert hat –!