Fasan

Auf den Feldern, an einer Hecke, die eine Pferdeweise abteilt, ein leuchtender Fleck am Boden. Ich bin schon fast vorbei, als mir dämmert, was das war, bleibe stehen, sehe nach, tatsächlich: ein Fasan samt Fasenne. Sie, Lieschen Müller, geduckt und grau im Gras, er unerschrocken bunt und mit aufgerichtetem Haupt nach mir spähend. Und wie ich so stehe und zurückspähe, setzt sich der Hahn in Bewegung. Nicht von mir weg, nein, parallel zum Weg über die Wiese stakst er kühn in die freie Fläche des niedrigeren Grases und präsentiert mir dabei seinen bunten Kopf, bleibt stehen, reckt sich noch höher. Stolz, als hätte er gerade das Mannsein erfunden, läßt er mich keinen Moment aus den Augen. Ich vermute, er will mich von seiner Fasenne ablenken, die tatsächlich längst verschwunden ist, wahlweise, sie vor mir verteidigen. Gegen so einen prächtigen roten Lappen um den Schnabel habe ich hier mit meiner eher unscheinbaren Mütze und dem rasierten Kinn nichts zu melden. Eine Weile messen wir uns mit Blicken, aber es ist klar, wer hier nachgeben muß. Als der Vogel merkt, ich gehe weiter, zieht er sich, langsam und gelassen, soll hier ja keiner an Flucht denken, zurück und schreitet, immer erhobenen Hauptes, in Siegerpose, davon, aber kaum hat er die Beine der unbeeindruckt weitergrasenden Pferde erreicht, gibt er, schon fast in Reichweite der Deckung, wo nichts mehr schiefgehen kann, Fersengeld (haben Vögel Fersen?) und verschwindet mit einem Satz im Schutz der Hecke. Erst als ich sicher außer Reichweite bin, krächzt er mir noch seinen Triumph nach, unsichtbar aus dem Gebüsch, oder vielleicht gibt er auch bei seiner Fasenne an, wer weiß.

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