Frühprotokoll: Schlecht geträumt

 
Morgenstunde. Ein Schlaf voller Fremdheit. Ein Schweben an Felsen, sturzbereit. Stimmen. Blütenränder, die wie Siegel in der Dämmerung liegen.

Unfertig der Morgen. Als rückten die Techniker im Verborgenen noch an den Kulissen herum. Unfertig auch die Träume. Schrille Schreie toter Insekten, gelbes Blut auf essigweißen Tellern, aufgeplatzte, geschwollene, geschundene Körperchen. Obwohl nichts mehr zappeln dürfte, zappeln die Beinchen immer noch.

Ich verschlafe das Kaffeekochen. Duft eines geduschten Körpers füllt den Raum, bevor ihn der Kaffeeduft füllt. Decke über den Kopf, bevor das Licht angeht.

Später Pläne, Verabredungen, Projekte. Ich habe für alles zuviel Zeit oder zu wenig, jedenfalls ist es die falsche Zeit, die falsche Stunde, ein Acker voller Disteln. Wie ein unfertiges Kreuzworträtsel widersetzt sich der Tag, geht vorne und hinten nicht auf.

Leer liegt die Wohnung, am falschen Ende des Kusses. Feder, Flaum und Schnabel. Gußform von Schreien. Blutleere Lüfte. Bäume nesteln an den Wurzeln, erheben sich, wechseln in die Arbeitskluft des Tages.