Immer häufiger kommt es vor, daß in unserer Straße einer seinen Wagen laufen läßt. Der Wagen steht, eingeschalteten Lichts, und läuft. Und läuft. Neulich um halb elf nachts, lange Minuten, bis ich dem Krach mittels Ohrstöpseln ein Ende gemacht habe. (Morgens lief er nicht mehr, vielleicht war der Kraftstoff ausgegeangen.) Dann, einen Tag später, im Morgengrauen dasselbe. Minutenlang. In meiner Kindheit war es üblich, im Winter einige Zeit vorm Losfahren den Motor anzuwerfen, um die Fahrgastzelle damit zu heizen, während man noch mit Eiskratzen beschäftigt war. Ich erinnere mich an die dicke blauen Wolken vor gelblichem Scheinwerferlicht in der Dämmerung eisiger Dezembermorgen. Später hieß es, diese Praxis sei verboten worden. Ich habe den Verdacht, daß dieses Verbot, falls es das je gegeben hat, kürzlich wieder aufgehoben worden ist. Gewandelt hat sich jedenfalls allem Anscheine nach die Vorliebe für bestimmte Motortypen. Früher waren das in der Mehrzahl Benziner; heute höre ich zumeist das entsetzlich nervtötende Baßgerassel von Dieselmotoren – auch bei Kleinwagen. Da ich selbst nicht Auto fahre und auch nie eines besessen habe, stehe ich dem Phänomen des Motorlaufenlassens mit bassem Unverständnis gegenüber. Kraftstoff kostet anscheinend doch nicht so viel, wie alle immer behaupten. Noch schlimmer sind allerdings solche Geräusche, die – An- und Abschwellen der Drehzahl, Knirschen im Stand einschlagender Reifen, das abwechselnde Klacken beim Wechsel vom Vorwärts- zum Rückwärtsgang – beim Einparken (oder dem Versuche desselben) entstehen. Auch hierfür habe ich nicht das geringste Verständnis. Wenn ihr’s nicht könnt, so laßt es halt bleiben. Ich laß es ja auch bleiben. Wenn ihr aber unbedingt eine Karre haben müßt, dann seht eben zu, wie und wo ihr sie abstellt, und zwar geräuschlos. Euer Problem. Aber behelligt mich nicht mit Lärm und Abgasen, weil ihr kurzsichtig seid oder kein räumliches Vorstellungsvermögen habt. Ich habe auch keins – aber ich habe auch kein Auto, bitteschön.
Triest 1987: ein Motorrad wird vor einer Kneipe abgestellt, mit laufendem Motor, und zwar mit dem Auspuff zur offenen Schankraumtür. Blaue, übelriechende Wolken verteilen sich im Inneren der Kneipe. Mein zaghafter Hinweis, dies sei sicher unangenehm für alle Gäste, wird mit Beschimpfungen quittiert. Andere Gäste schalten sich ein, deren Ton verändert sich schnell von höflich zu stinkwütend. Irgendwann droht der Wirt dem Motorradbesitzer Prügel an. Aufreizend langsam begibt sich letzterer zu seinem Gefährt, setzt den Helm auf, startet umständlich und entfernt sich, nicht ohne Wirt und Gäste aufs Vulgärste zu beleidigen. (Ich verstehe so etwas nicht. Was treibt solche Menschen zu ihrem Tun?)
Abgesehen vom Inhalt, für den ich – obwohl Autofahrerin – vollstes Verständnis habe da selbst geräuschempfindlich, lasse ich gerade noch einmal “Knirschen im Stand einschlagender Reifen” und dergleichen an mir vorbeiziehen. Ich glaube, ich hätte so etwas nicht in Worte fassen können. Solche Texte sind wie Perlen! 🙂
Ich mag auch keine Autos, aber Sie müssen verstehen, daß ich Sie mir bei der Lektüre dieses Textes mit einer weißen Zipfelmütze vorstelle.
So etwas erlebe ich nur bei Stadturlauben. Hier draußen auf dem Lande gibt es keine Parklücken. 😉 Vermutlich deswegen kreisen seit 3 Tagen Sportflugzeuge über dem Haus und der nahen Umgebung. Das ist genau so laut und ich weiß nicht, wozu es gut ist, immer im Kreis zu fliegen. Sie machen das nur bei schönem Wetter. Allerdings bin ich auch bei schönem Wetter draußen und mir ist schon der Lärm der großen Flugzeuge zu viel. Man sollte eine Partei gründen zur Verkehrslärmbelästigungsabschaffung zu Wasser, in der Luft und auf der Erde.