Frühprotokoll

Unaufhaltsam zerlegen die Weiden die Garagenmauer, unter der scheinbar heilen Fläche des Putzes bohren sich die Wurzeln, stelle ich mir vor, zwischen die Lücken, Spalten, winzigen Hohlräume im Mauerwerk. Unaufhaltsam, hartnäckig, ohne Stolz, voller Absichten, ich stelle mir vor, wie sie bereits die ganze äußerlich heile Mauer durchdrungen haben, wie die Wand vielleicht nur noch von der Pflanze und ihrem heimlichen Gewebe gehalten wird. Schlüge man das Bäumchen ab, fiele in kurzem die Wand, unterhöhlt und bröselig, in sich zusammen.

Ein trüber Morgen fügt sich an den nächsten. Der Regen ist immer noch der von gestern.

Eine Corelli-Sonate im Radio. Wie ahnungslos ich noch war, als ich sie einst selbst gespielt habe.

Nachts, erinnere ich mich beim Kaffeemachen, von einer Bewegung erwacht. Etwas hatte sich geregt im halbhellen Zimmer. Es hatte geknackt oder kurz geraschelt. Und dann war es wie ein Schatten, der über die geschlossenen Augen fällt, ein Dunkel, das sich übers Dunkel schiebt. Ich habe die Augen auf-, den Kopf in die Höhe gerissen. Das Zimmer war ganz still. Vollgestopft mit lautlosen Dingen. Behielt den Laut für sich. Aus dem Klo kommend, streift mich ein Spinnfaden.

Die Wälder dürfen heute alleine spielen.

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