Scholae, non vitae

Einmal quer über den Campus, und schon völlig fertig. Autos, Straßenbahnen, flitzende Fahrradfahrer, rechts das mehrspurige Brausen der Universitätsstraße, und, im Gegenlicht, flackernde Schemen, in Trauben und Scharen sich vorwärtsschiebend, im Entgegenkommen ausweichend, an Bushaltestellen sich sammelnd, vor allem aber: Hastend, eilend, drückend.
Wo wollen die nur alle hin?
War das vor zwanzig Jahren auch so? Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern. Ich kann mich auch nicht an vollgestopfte Züge erinnern. Erst recht nicht an Horden von Studenten, die zwischen den Straßenbahnhaltestellen und den Hörsaalgebäuden in langen Reihen unterwegs sind. Und wenn das zu meiner eigenen Studienzeit nicht so war: Was ist in der Zwischenzeit passiert? Und wie mag es wohl im Innern der Hörsäle aussehen, in die all diese Horden hineindrängen?
Die Schlange vor dem Bäckerkiosk macht mir endlich klar, warum ich mich so unbehaglich fühle, ja, warum ich Ärger verspüre angesichts dieses Massenandrangs: Ich empfinde diese Hochschule immer noch, nach all den Jahren, als meine.
Und diese Horden, die da über sie hereinbrechen, sie erobern diesen meinen persönlichen Besitz, schlimmer noch, sie eignen sich ihn an, schlimmer noch, sie mißbrauchen ihn wie Barbaren, die die Paläste Roms mit Büchern beheizen.
Was wissen die denn schon, was das Studieren einmal war?

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