Du glaubst, dich für deinen Geruch entschuldigen zu müssen, ich aber mag dich am liebsten so verschwitzt, wie wir beide von der Wanderung kommen. Den ganzen Tag über bin ich dieser deiner Spur gefolgt, süß und herb zugleich und voller Versprechungen, und jetzt, Können wir uns ausziehen?, im Hotelzimmer, bist du einverstanden, ist die Rede erst gar nicht von Dusche und duftlosem Wasser, fallen die klebrigen Kleider, und alles, was sich Dreck nennt, bleibt in dem feuchten Haufen am Boden zurück, aus dem wir frisch und blitzsauber wie die ersten Menschen heraussteigen, aus Lehm geboren. Die Schuhe poltern in die Ecke. Aus dem Hosenumschlag fällt eine Bucheckerhülse.
Es ist das erste Mal für uns in einem fremden Bett, und es scheint fremder als die Wälder, als die Laublager, auf denen wir uns schon geliebt haben. Eine weiche Matratze, ein Gestell, das später ein bißchen rumpeln wird. Wir achten es nicht, und auch nicht, daß man uns, wenn man nur wollte, durchs Fenster sehen könnte, wir sind so vollkommen allein auf der Welt, wie man es nur gemeinsam sein kann. Wir sind die einzigen Augen, die einander in die Blicke geschraubt sind, die einzige Haut, die je an einer andern mehr gefühlt hat als sich selbst. Wir sind beide ein einziger Mund voller Salz, das aus dem Akt der Schöpfung übrig blieb. Dein Hals voll warmer Adern. Deine Hände voller Geschenke. Mein Körper fließt in deinen wie Milch. Ich sage dir, wie sehr ich dich will, und sage es doch nicht, denn die Worte hören Meilen vor dem auf, was ich fühle. Ich liege im Moos deiner Achseln, ich blinzle ins Laub deines Blicks, ich schenke dir mein Fell voller Heu.
Ich löse mich halb von dir, und um dich besser zu betrachten, kehre ich zu mir zurück, und wie ich, durch zitternde Tempelbrücken mit dir verbunden, über dir schwebe, da sind wir wie zwei junge Birken, die aus einem einzigen Stamm sich teilen, weiß, schimmernd, glatt, eins sind und zwei zugleich.
Und ich greife unter deinen schwebenden Kniekehlen durch und schaue auf dich, wie dein Antlitz sich immer schöner verzieht vor fassungslosem Staunen, und wie dein Blick, zwei starre Kiesel inmitten von fließendem Sand, mir meine eigene Fassungslosigkeit wiederschenkt, und bevor ich dir sage, daß ich gleich ein bißchen unbeherrscht sein muß, sage ich dir, will ich dir sagen, wie sehr ich dich liebe, aber die Wörter lachen nur und geben glücklich auf. Oh, sei unbeherrscht, bitte, stammelst du, und ich schließe die Augen, um besser zu fühlen, mich, dich, mich durch dich, uns in uns, unsere Kehlen rufen ohne uns, das Bett rumpelt, aber wir hören es nicht.
Immer wieder neu.
Deine Zeilen über dieses Wunder?
Da schweigen meine Worte – aber das Herz flüstert: Danke. Und: ja, genauso. Ubd immer wieder anders.
Geht mir auch so: zu Ihrem Text schweige ich; aber Sie können das, darüber schreiben. Was mir, wenn ich’s lese, oft peinlich oder platt erscheint, bei Ihnen ist es federleicht und echt.
(Und falls Sie derlei Komplimente nicht schätzen: tut mir leid; mußte sein.)
(Selbst wenn ich die Worte hätte, auszudrücken, wie es wirklich ist, ich würde sie hier nicht hinschreiben, schamhaft, wie ich bin. Hätte ich solche Worte, sie wären gewiß nur für einen Menschen bestimmt.)