Ichtage

Es gibt Tage, da ist nichts ein Trost. Schon das Wort Trost ist falsch. Es gibt etwas, das es nicht gibt, und das würde mir helfen. Aber nichts. Das Schreiben nicht, das Lesen nicht, und vom Laufen wird alles nur schlimmer, drängt es sich, dränge ich mich mir selbst, noch mehr auf. Der Wald ist öde. Die Sonne blendet. Laub liegt rum. Die Wege gehen mich nichts an. Meine Erzählung langweilt mich. Und in allem steckt dieses blöde, seiner selbst überdrüssige Ich. Es ist kahl. Es ist überall. Es steckt in der Sonne, glänzt in den Eispfützen, schallt mir im Trällern des Zaunkönigs entgegen. In allen Geschichten lese ich nur dieses Ich. Ich atme es. Ich schreibe es hin. Jedes Wort kommt als Ich zu mir zurückgewispert. Auf allen Wegen läuft es mir schon entgegen. Es lauert hinter den Bäumen. Es ist morgens fast eher da, als ich die Augen aufschlage. Was auch immer ich berühre: überall Ich. Ich möchte fliehen vor mir selbst. Aber da bin ich ja bereits.
Unausweichlich. Es gibt keine Hilfe, denke ich grimmig und da ist es schon wieder, und ich könnte fast lachen, so absurd ist das alles. Ich möchte mich zusammenkauern, eine Decke über den Kopf ziehen, schlafen, schlafen, schlafen und dieses allvorkommende, quälende Ich vergessen. Manchmal denke ich, die Erlösung für dieses Ich wäre das Du. Aber Ich kann nicht erwarten, daß Du mich von diesem Ich, von mir selbst, erlöst. Liebende können einander nicht retten. Nur lieben.