Aequinox (21.9.2014)

Eifersucht habe ich nicht, ja, gegönnt sei dir jedes Vergnügen.
    Doch eine andere Not hält mich und läßt mich nicht los:
Denn, ob du schläfst oder wachst, oder denkst oder liest oder wanderst –
    wo du auch gehst und stehst, immer ist bei dir dein Leib.
Ob nun verschwitzt oder frisch, verdreckt oder rein nach dem Bade:
    Stets ist, wonach mich verlangt, anfaßbar nah deiner Hand.
Pflegen läßt er sich gern und macht dir beim Pflegen noch Freude –
    selbst auf dem stillen Ort hast du den Körper bei dir.
Was du auch tust oder läßt, du tust es mit deinem Körper,
    überall dient er dir, überall macht er dir Spaß.
Seist du im Walde allein oder gingst übers wimmelnde Forum,
    immer trägst du bei dir, was mich so herrlich entzückt;
noch unters engste Gewühle trägst du die heimliche Blöße,
    denn unter Schlüpfer und Hemd bist du doch alleweil nackt.
Nackt bist du auch unterm Linnen, des abends, wenn müd du im Bett liegst.
    Wunderbar ruht dann dein Leib, selig im eigenen Duft.
Wenn, wie es manchmal geschieht, du dann selbst mit dir selber zu Spiel kommst,
    streichelst du dich und bist gleich selbst die Gestreichelte auch.
Streicheln mag ich dich auch, nicht weniger, streicheln mich lassen,
    doch, wie das Leben so geht, sind wir nicht selten getrennt.
Während ich fern von dir bin, darfst du dir jedoch immer nah sein.
    Drum, weil du hast, was mir fehlt: muß ich dich neiden dir selbst.

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