Der Tag ist schon da, ehe die Augen richtig wach sind. Die Luft ist ein heißes Tuch, brennend liegt sie auf Stirn und Schultern. Hammerschläge zerbrechen in der Tiefe des Tals, die Glockenklänge lösen sich in Wölkchen auf. Wie ein Panzer schließt sich das Licht um die Stämme. In den Ladenritzen ficht die Sonne mit sich selbst. Abends hingestellt, ist das Wasser dicklich eingedampft. Ein Glühen liegt um den Saum des Glases. Eine Tasche, ein Paar Schuhe auf dem lodernden Parkett, der Schlüssel brennt sich in die Handfläche ein. Wie eine schwarze Zunge liegt die Brotrinde gekrümmt auf dem Tellerchen. Im Mus kleben tote Wespen. Die Gedanken gerinnen, die Stunden sind sauer geworden. Die Bilder wenden sich ab von der Wand, alle Wörter sind zurück in die Bücher geflohen. Bis in die Träume hinein schnarrt der Grünfink, wie ein aufgezogenes Spielzeug. Wo soll man bleiben, wohin soll man gehen. Wie ein zweifelnder Münchhausen ziehe ich mich am rechten Ohr aus dem Sumpf der Matratze.
großartiges beschriebenes sommererwachen!
Spürbare, mir verhaßte Hitze …
Ach, ab und an ist Hitze gar nicht schlecht; hierzulande hat man nur selten Gelegenheit, sich an sie zu gewöhnen. Dazu hält sie nicht lange genug an.
Oh nein. Nicht daran gewöhnen. Ich bin WIntermensch.
Mich am eigenen Ohr aus Sümpfen ziehen, das könnte ich auch gern.
Ich wünsch Ihnen ein Gewitter, Regen wie eine kühlende Hand.
Was für ein grandioser Text! Ich kann die Hitze in jedem einzelnen Wort spüren.
Ich hoffe, die Lektürewärme macht die echte Hitze nicht noch schlimmer …! 😉