Zum Abend

Wieder und wieder die Traurigkeit des Abends, wie die Stimmen sich verlieren, die Farben zerbrechen und absterben, wie die Blüten an sich selbst krank werden, die Straßen an die Häuser branden, in Unfrieden auseinandergehen. Da ist wieder der Drang, vor dir selbst wegzulaufen. Ein umgekehrter Horizont, ein nach außen gerichteter Sog, zentripetal aus der Mitte weg. Wohin? Weg. Nichts, was du schauen könntest, könntest du schauen ohne einer zu sein, der schaut. Wer immer das wäre, du würdest ich zu ihm sagen. Du kannst dir nicht entkommen, lauf, wie du willst. Es gibt kein Meer für dich, keine Insel, keinen Strom. Es wird nur immer und immer wieder einen Abend geben, der dich enthält und doch nein zu dir sagt.

29.4.13

An diesem ersten Morgen ist der Himmel wie ein aufgeschlagenes Buch. Zum Reinschreiben blank. Wartend auf Zeichen. Von Vögeln verlassen. Die Horizonte sind der Nacht verrutscht, nun bringt sie das Licht wieder in Ordnung. Und um die Reihen der Hügel aufgespannt diese unberührte, blankgewischte Schale. Ein abnehmender Mond treibt haltlos darin. Leer, frei, zu groß: Als traute sich niemand als erster auf die Tanzfläche.