Rabenkrähe

Die Härte des Sonnenscheins schlug mich aus dem Schlaf. Die Fenster sirrten vor Helligkeit. Ich hatte von wildem Krächzen geträumt, schwarzen Schreien, die über einen Felsen herabgekollert waren und als plumpe Körper teils auf einem Fels zerschellten, teils sich taumelnd wieder in die Luft zu erheben versuchten und dabei Raum und Blick mit ihrem zausen Gefieder erfüllten. Und als ich jetzt, benommen von den Hieben der Sonne, den Kopf vom Kissen hob, klangen die Schreie immer noch nach. Ich schüttelte den Kopf, hielt mir die Ohren zu; bis ich begriff, daß ich nicht mehr träumte, vielmehr das Krächzen draußen wirklich war; es klang, als reibe sich die Sonne an den beschlagenen Scheiben. Auf dem Nachttisch lag das Buch, das ich am Vortag aus dem Antiquariat mitgenommen hatte.  Die verkratzten, mit Gold ehemals schimmernd ausgelegten Lettern des Titels schlugen die greisen Augen zu mir auf. Und als ich mich aus dem Bett erhoben hatte, so schnell, daß mich ein Schwindel erfaßte, hörte ich, während  ein buntes Geriesel mir den Blick durchschneite und ich mich am Bettpfosten festhalten mußte, um nicht umzukippen, plötzlich die Schreie nicht mehr aus dem hinter Schleiern verborgenen Räumen jenseits des Fensters, nicht mehr vom Feld, aus der frostigen-grellen Luft, aus dem wuchtigen Himmel, nicht mehr von Türmen oder Zinnen (oder Felsabstürzen) herunter- und heranschrillen, sondern als mühsame Stimmen aus dem Buch, aus dem Dunkel der nach unten aufgeschlagenen Seiten des Buchs, seinen seltsamen Geschichten, sich herausquälen.