Es heißt übrigens nicht *die (pl.) Pollen, sondern der (sg.) Pollen. Hieße es die Pollen, was wäre dann der Singular, ein Poll? Eine Polle? Pollen ist ein Massennomen wie Sand oder Kies und besteht — so wie Sand aus Sandkörnern und Kies aus Kieseln besteht — aus vielen mikroskopisch kleinen Pollenkörnern. Ein Pollenkorn repräsentiert die haploide Generation beim Generationswechsel der Pflanzen, ist also der (männliche) Gametophyt. Der weibliche Gametophyt heißt Embryosack, verbleibt auf der Mutterpflanze und ist allergologisch wie linguistisch unbedenklich.
Im Frühjahr ist es also der Pollen (m.), im Sommer die Stechmücke (w.). Für den Rest des Jahres stellen sich nun weitere Fragen: Wie heißt die Frau vom Wind? Welches Geschlecht hat der Schnee? Gibt es beim Schnupfen überhaupt Mann und Weib?
Um die letzte Frage zuerst zu beantworten: Laut verläßlicher Quelle gibt es ja den Männerschnupfen. Ob es das weibliche Korrelat auch gibt und welche Symptome dabei auftreten, ist mir nicht bekannt. Der Schnee ist, zumindest im Lateinischen, weiblich (nix, nivis f.). Die Frau vom Wind heißt Frau Wind, falls sie seinen Namen angenommen hat, andernfalls heißt sie Frau Lüdenscheidt.
Sie können auch im Sommer der Stechmück sagen. Ob das dann aber vom Empfänger nicht eher als der Mann von der Mücke aufgefaßt wird denn als die massennominale Gesamtheit aller Mücken, sei dahingestellt. Für letzteres böte sich noch ein Kollektivum (das Gemück) an; das allerdings einen leicht peiorativen Beigeschmack hat.
Übrigens gibt es Allergiker, die erst im August mit dem schniefen anfangen (Beifuß, Brennessel, Wegerich).
Danke artigst für umfassende Antwort! Vor allem das Gemück gefällt mir; das werde ich in Umlauf bringen, pejorativ hin oder her, und auch wenn man dazusagen muß, daß sich nur die weibliche Stechmücke angesprochen zu fühlen hat.
Ach, das August-Gekräut! Gepflänz, Geblüh, Herumgepolle — mit dem Winter hat das alles ein Ende. Die Stauballergie steht auf einem anderen Blatt.
(Ich habe jetzt den männlichen Briefmark im Kopf; ein hübscher Hirnkastenteufel für den Tag, juhu!)
Vollkommen richtig, der Mück sticht nicht, nur seine Frau, um des lieben Nachwuchses willen.
Was die sogenannte Stauballergie auslöst, ist jedoch nicht der Staub selbst (ein Glück), sondern der Milb, der darin haust (ein Unglück) … bzw. die Ausscheidungen desselben, sein Geschiß, sozusagen.
Der Briefmark ist wunderhübsch! Kennen Sie auch das Gedicht (!) von Morgenstern, in dem der Heuschreck und der Ameis vorkommen? Unter den tatsächlich belegten Kollektiva finde ich mit Abstand das Gewäff am schönsten. So, und nun raten Sie mal, worum es sich dabei handelt.
Gewäff! Nachdem ich ein Weilchen in Richtung kleiner, heiserer Hunde überlegt habe, habe ich die Allwissende Müllhalde befragt. Entzücken! Heraldik war mir bislang gleichgültig, müssen Sie wissen. Bislang – jetzt weiß ich um die Blasonierung!
Ich hätte auch noch eins: Gekrätz. (Nach einem guten Lexikon der Handwerkersprache(n) suche ich gerade; meine Buchhändler gehen schon in Deckung, wenn ich den Laden betrete.)
Danke natürlich auch für das Galgenlied; Galgenlieder verschönen jede Lebenslage, auch die kribbeligste. – Bei Ringelnatz gibt’s ja auch Ameisen, aber ganz gewöhnliche, immerhin mit schmerzenden Beinen.
Nun muß ich noch ermitteln, ob mir ein gelöwter Leopard oder ein leopardierender Löwe lieber ist … Gute Nacht!
Ach, in der Heraldik gibt es das also auch? Faszinierend.
Kannten Sie’s über Kimme & Korn?
Von St. Huberti wackeren Jüngern …
Gewehr-gegen-Gewäff-Erfahrung also aus zweiter Hand.
(Bitte um Entschuldigung – kann mir manchmal alles vorstellen.)