Im Wald, beim Laufen, vor Tagesanbruch: Die Stille ist dann so ungewohnt und unausgelotet, so riesig der Raum, den sie ausfüllen kann und auch ausfüllt, daß die eigenen Schritte überlaut und polternd ins Gewölbe dieser Stille hineinhallen, so laut und fehl am Ort, daß man ständig vermeint, jemand hinter sich zu haben. Die Stille wirft einem das selbstverursachte Geräusch wieder nach, einen Laut, den der gewöhnliche Lärmhintergrund von Menschen bewohnter Orte sofort vernichtet. Man hat ja in Städten gar keine Möglichkeit, sich selbst zu hören, beim Gehen, beim Atmen, beim Arbeiten, man versteht sein eigenes Geräusch nicht mehr. Man begreift erst, wie laut man eigentlich ist, wenn das, was man unvermeidbar an Geräusch verrursacht, von einem tiefen Schweigen entgegengenommen wird. In dieser Weise bringt einem die Stille das Alleinsein zu Bewußtsein, daß man sich, für sich, in einem Raum bewegt, in dem man kaum mehr als eine Koordinate ist. Alles, was man tut, es fällt sofort in Geräuschen auf einen selbst zurück und bringt einen blitzartig zum eigenen Dasein, führt einem das eigene In-der-Welt-Sein vor Augen. Ein polterndes, lautes, ungestaltes Dasein ist das, das gleichwohl, mag es poltern und krachen wie es will, die unendliche und unausfüllbare Eleganz der Stille nicht zu verletzen vermag. Die Stille rächt sich, indem sie dem Läufer nachjagt und Schritte zu hören gibt, die nur seine eigenen sind, und ihn daran erinnern, daß er nicht entkommen kann: Dem Raum nicht, der Stille nicht, nicht einmal sich selbst.