Zu dicht

Was mich tagtäglich nervt, ist auch in Zahlen darstellbar: Der Rhein-Sieg-Kreis steht in einer nach Bevölkerungsdichte geordneten Liste der deutschen Landkreise mit 519 Einwohnern je Quadratkilometer an neunzehnter Stelle (von 301 Kreisen), und gehört damit zu den oberen 6,3 %. Die einwohnerreichste Region ist der Kreis Mettmann mit 1226 Einwohner/Quadratkilometer. 499193 Menschen teilen sich hier eine Fläche von 407 Quadratkilometern, das sind gerade mal 815 Quadratmeter für jeden Einwohner. Am unteren Ende der Skala befinden sich die Kreise Mecklenburg-Strelitz und Müritz in Mecklenburg-Vorpommern. In beiden wohnen jeweils 38 Menschen je Quadratkilometer (das macht im Schnitt 2,6 Hektar oder 26000 Quadratmeter für jeden Einwohner). Der Kreis Vulkaneifel, der in meiner Lieblingslandschaft liegt und, wenn Arbeitsnöte nicht dagegen sprächen, seit langem meine Wohnstatt wäre, hat 68 Einwohner je Quadratkilometer.

In der Vulkaneifel müssen sich 68 Menschen einen qkm teilen.
In der Vulkaneifel müssen sich 68 Menschen einen qkm teilen

In Städten sieht es natürlich ganz anders aus. Die Liste der deutschen Gemeinden wird von München angeführt: Hier drängeln sich 1,3 Mio Menschen auf knappen 310,40 Quadratkilometern; auf jeden Quadratkilometer kommen somit 4275 Menschen. Wenn man sich vor Augen hält, daß ein qkm der Fläche eines Quadrates mit 1000 m Seitenlänge entspricht, und daß es selbst in einer Großstadt wie München auch relativ leere Flächen gibt, kann man sich das Gewühl vorstellen. Leere Flächen beeinträchtigen natürlich die Aussagekraft solcher Zahlen: So liegt die nach Einwohnerzahl zweitgrößte Stadt Deutschlands, Hamburg, nach Bevölkerungsdichte weit abgeschlagen irgendwo in der Mitte: Hafen, Elbe und ländliche Gebiete sind praktisch unbewohnte Fläche, die die Zahlen nach unten drückt.
Ein Gewimmel wie München ist übrigens gar nichts im internationalen Vergleich. Mehr als dreieinhalb mal so hoch ist die Bevölkerungsdichte in Monaco, dem dichtesbesiedelten Land der Erde: 16620 Menschen müssen sich einen Quadratkilometer teilen (das sind 60 qm pro Person). Schön ruhig ist es dagegen in der Mongolei: Jeder Einwohner hat dort im Durchschnitt einen halben Quadratkilometer für sich.

0 Gedanken zu „Zu dicht

  1. … aber ein Drittel der Bewohnerschaft des Landes tritt sich in der Hauptstadt gegenseitig auf die Füße.

    PS: ich finde, dass Sie schon relativ “abgelegen” wohnen.

  2. REPLY:
    Es ist klar: Je größer die betrachtete Fläche, desto weniger aussagekräftig sind solche Mittelwerte.
    Was mein eigenes Wohngebiet angeht: Sie kennen doch den Blick vom Brenig oder von Alfter nach Osten über die Kölner Bucht. Es ist ein einziges Gewimmel: Autobahn, Straßenbahn, Eisenbahn, Kiesförderanlagen, Gewerbegebiete, Einkaufszentren, und über allem kreisen auch noch unentwegt die Hubschrauber. Von oben mag das noch hübsch aussehen, vor allem Nachts, wegen der Lichter. Aber man spürt die Unruhe da unten, das kann ich Ihnen versichern.
    (Das ist natürlich nichts im Vergleich zu einer Innenstadtwohnung, aber ich bin nunmal kein Stadtmensch, und mir ist schon die Hektik bei mir zuhause zu viel.)

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