VIA NOVAESIANA

Beim Verlassen der Wohnung fiel es sofort auf. Die Luft.
Sie war grün.
Grün mit einem lebendigen Hauch Gelb darin, aderweise. Sie roch nach Weiden und nach Wald, nach Chlorophyll und ein bißchen nach Fels, nach staubigem, trockenem Fels.
Nicht nur die Farbe und der Geruch der Luft waren anders; der Raum selbst, der sie enthielt, hatte sich verändert, seine innere Struktur und mit ihr die Geräusche, die er trug: Sie hatten eine weitere Strecke hinter sich als sonst, wie ein Ruf aus klarer Ferne, zugleich waren sie schärfer, heller und deutlicher geworden. Der Raum hatte sich von Verwerfungen freigemacht, sämtliche tauben Knoten geglättet und noch ein paar Richtungen hinzugewonnen, in denen jetzt die Klänge hockten: Klopfen einer Fußmatte gegen einen Laternenpfahl; eine Autotür, die ins Schloß fiel; Hundegebell, Schlüsselgeklapper. Alles von weit weg und zugleich klirrend, nah, es war, als habe sich die Luft aus einer staubigen Verpackung herausgeschält.
Die Haustür lachte ein quietschendes Lachen, und während sie wie von selbst aufsprang, schmeckte auch sie die Farbe; und zum ersten Mal seit langer, wirklich sehr langer Zeit ließ sie das Draußen wieder herein, mit offenen Angeln, bis es sich im Flur ausgebreitet hatte, grün, natürlich und mit soviel Raum, daß die Wände es kaum hielten.
Die Haustür, satt und glücklich von soviel Draußen, fiel mit einem hellen Klirren ins Schloß.
Selbst die Klänge schienen heute eine andere Farbe zu haben.
Grün. Der Morgen war grün, grasgrün, mit einer Spur lebendigen Gelbs darin.

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