Als sammele die Zeit etwas an, so ist alles Vorbereitung, ein selbstvergessen staunendes Verharren, das diesen Ort heiligt, gelassen und still bis in die Kammern und Gänge der Minuten hinein, deren Verfließen, langsamer als sonst, den Strom der Zeit selbst farbig werden läßt. Fühlbar wird er, dieser Strom: als Zug in der Haut, als Druck hinter der Stirn, als befreiter Atemgang. Zeit, so jubelt es, endlich ist Zeit, endlich findet sie statt.
Wir machen dies noch und das noch, dann sind wir fertig. Dieses Fenster noch putzen, diese Unterschrift noch leisten, diesen Gang noch tun. Die Tür zufallen lassen. Abschließen. Dann aufatmen. Nichts hat Zeit, außer allem. Zeit, dieser knappe Stoff, ist im Überfluß vorhanden. Der Himmel wie eine Karte für Zugvögel. Immer noch finden sich Hagebutten, blaut es aus Strauchdraht heraus. Immer noch schweben Segel auf dem Meer.
Es ist wie in einem Traum, wo alles stillsteht, indes die Bewegung im Stillstehen weiterläuft und weiter, die Flächen und Kanten der Häuser, die Straße mit ihrer Staubbahn, Schattenfall der Pfähle, Flüsse unter den Leuchttürmen der Pappeln, die Verästelungen der Baumgerippe, zwischen denen die Sonnenstrahlen sich spannen, die vereisten Brunnen, die nichts zum Sprühen haben als das Licht auf den Kristallen erstarrter Bögen, endlich die eigenen Stiefelspitzen — alles ist Bewegung, steht still, bis man wieder wegsieht. Oder anders herum? Die Sohlen hart von Geröll, die Nase müde von Staub, läßt, was kommt, schimmernde Türme aufwachsen.
Monat: Dezember 2008
Solstitium hiemale
Nein, ich werde nirgendwo anders hingehen.
Ich werde hierbleiben.
Ich werde nicht
in einen anderen Teich hüpfen. Ich werde
nicht denken, daß es anderswo schöner ist, nur
weil es anderswo ist, ich werde
hierbleiben, ich werde
mich nicht verwandeln, ich werde höchstens
älter
weiser
wütender
werden, nein, ich werde nirgendwo anders hingehen.
Ich werde hiersein,
in diesem Wald
in diesem Tümpel.
Ich werde mich nicht verwandeln. Ich bleibe
ein Faun,
ein Frosch
ein Urweltfisch, ich werde
keine andere Sprache sprechen, als die
meine Ammen mir gaben, ich werde
hierbleiben.
Hier, wo ich immer war,
wo der Tümpel tief
und das Wasser still ist.
Ich werde hiersein,
dieser Faun,
dieser Frosch
dieser Urweltfisch,
den silbernen Spinnen
Gefährte und Hüter
und den Olmen und Salamandern,
hier, wo die Wege
beginnen, will ich bleiben und auf euch warten und,
wenn ihr zurückkommt,
euch euren ersten Namen wiedernennen
und euch eure eigenen Geschichten zurückerzählen,
die ihr vergessen habt.
Ich werde hiersein in
der längsten Nacht und
die Geheimnisse wahren,
ein greiser Faun,
ein alter Frosch
In diesem Wald,
in diesem Tümpel.
Das Wort des Jahres …
… zweitausenundacht ist — “Finanzkrise”.
Wie originell. (Als ob das Jahr 2008 nur aus den Monaten November und Dezember bestanden hätte!)
Ein Lichtlein brennt
Das Bild zeigt den Weihnachtsbaum auf dem Athener Syntagma-Platz in Flammen. Der Griechische Text lautet: Die Polizei zeigt sich nicht. Land ohne Regierung und In der Gewalt der Vermummten.
Rechts darunter ist zu lesen: In Panik hebt die Regierung die Hände (= ergibt sich)
(Quelle: Tageszeitung Ta Nea)