im übrigen fangen jetzt unsere nachbarn auf der anderen seite (also, die, mit denen wir eine fensterlose wand über die länge der wohnung gemeinsam haben) auch mit so einer pochpochpoch-musik an. sie grillen, und dabei haben sie das drinnen so laut laufen, damit man’s auch im garten hört. warum man beim grillen musik haben muß, ist mir ein rätsel. wahrscheinlich, damit man die störenden amseln nicht so mitkriegt.
es gibt kein entkommen mehr. und der abend auf der terrasse ist mir verleidet. da scheint die sonne zum erstenmal im jahr so warm und sommerschön, daß auch die verschlafenen amseln und buchfinken endlich lust zu singen haben, und ich hocke in der bude, alle fenster zu, und betäube mich mit Strauss. das war früher nicht. dieses allüberall des lärms. das hat es einfach nicht gegeben. wohin führt das noch alles? und sollte es wirklich fürderhin keine stillen sommerabende mehr geben? hört eigentlich jemand, daß jede amsel ihre eigenen unverwechselbaren melodien hat?
es kommt dann dazu, daß ich selbst dagegenhalte und im zimmer Richard Strauss in original-orchesterlautstärke abspiele; nicht, um die anderen zu ärgern (hören sie eh nicht), sondern um mich innerlich zu reinigen.
ich muß hier weg.
wenn Sie jetzt einfach die tür hinter sich zumachten, den schlüssel ins nächste kanalgitter würfen und nicht mehr zurückkämen… wohin würden Sie gehen?
Ja, Himmel, so ist es! Mich stören allerdings auch die Amseln, sie machen mich so traurig (schön ist es deshalb trotzdem). Ich rauche halt abartig viel, um den Balkon dennoch zu amortisieren. Das Grillgut brate ich drinnen auf dem Herd, ebenfalls bei geschlossenen Fenstern. Der Sommer kann mir wirklich am Kabel hangen. Bald fängt ja auch der Mief an, und die Belästigungen durch Halbnackte in vollgestopften Bussen – alle Jahre wieder, hatten wir das Thema nicht schon letztes Jahr?
(Wenn ich thisandthats Frage beantworten müsste: in ein Land, in dem es immer November ist.)
REPLY:
Ihre Bemerkung berührt mich seltsam, da ich tatsächlich zu diesem Thema einmal etwas geschrieben habe, hier.
Ich würde an einem Ort leben wollen, wo die nächsten Nachbarn (freundliche, empfindliche und kultivierte Menschen) 2 kilometer entfernt wohnen, da sind, wenn man sie braucht und wegbleiben, wenn man sie nicht gebrauchen kann. Das Wetter ist eigentlich egal, aber lieber Sonne als Regen. Meeresrauschen wäre nicht schlecht, aber der Wind in den Föhren täte es auch.
Kennen Sie einen solchen Ort?
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Mich stören am Sommer nur der Lärm und die besinnungslose Aktivität, in die die Zeitgenossen fallen. Als müßten sie sich betäuben (was sie ja manchmal auch tun). Mit Gerüchen kann ich leben, mit Hitze und Licht sowieso, was mich krank macht, sind hektische Bewegung, das massenhafte Auftreten von Hominiden und vor allem Lärm, gerade der vermeidbare. Habe schon laut Aussage meiner Eltern als Säugling das Trinken verweigert, wenn irgendwo Unruhe aufkam.
Das Grillen der anderen stört mich denn auch nur insofern, als damit Krach verbunden ist. Ein sanfter Harfen- oder Guitarrenton, ein leises Singen abendlich-sanfter Stimmen, sie würden mir wohltun. Statt dessen, aber … ach genug davon!
Die Amseln schmerzen vor Schönheit. Aber “stören” kann ich es nicht nennen. Ich lausche jetzt schon auf meine beiden Lieblingsvögel: Der eine macht ab und an eine Mobilfunkrufmelodie nach; der andere moduliert seltsame Schleifen und Schlingen. Den einen hab ich gestern zum ersten Mal kurz gehört.
Bei uns im Haus ist es deswegen schon zu einer Schlägerei gekommen bei der Frau x mich zu Hilfe holte um die beiden Streithähne zu beruhigen.Dies ist mir dann auch gelungen wobei das eigentliche Problem bis dato noch nicht geklärt ist.
Zumindest nimmt mr. superlautemusik jetzt ein wenig mehr Rücksicht.
Ich finde es furchtbar das innerhalb eines Hauses so wenig kommuniziert wird das derlei Eskalationen möglich werden.
REPLY:
leider nicht… da gab es doch dieses furchtbar deprimierende kinderbuch, dass davon handelt, wieso es keine solchen orte mehr gibt: „’da ist eine wunderschöne wiese!’, sagt herr timtim, und alle stimmen ihm zu. nur ganz wenig fehlt zur bequemlichkeit: hier ein zaun, dort ein weg; hier ein haus, dort eine garage. […]” (wolf harrandt) …