Ich liebe diese eingefrorenen Blumen, abseits des überall aufschießenden Lichts, in den schwindenden Wegrändern, wie gebannt und zum Stillstehen gebracht von einer anderen, urvernünftigen, selbstgenügsamen und leiseleise tapsenden Zeit.
Überall braust es jetzt. Der Frühling ist die schnelle Jahreszeit. So schnell, daß man nicht mehr nachkommt. Die schnelle Jahreszeit, immer schon woanders, weiter, fort, flimmernd, aufgebrochen, abgefahren, schnell, so schnell, daß man strampelt und strampelt in all dem Brausen und Leuchten und Zwitschern und trotzdem immer zu spät ist. Verpaßt, vorbei, für dich diesmal wieder nix. Die Stimmen der Amseln süß so süß, daß es schmerzt, und noch schlimmer, weil man glaubt, man müßte es nur aber was denn nur? enträtseln, dann … dann … hätte man es endlich, wüßte es, dieses unmenschliche Singen und Jubeln. Aber man versteht es ja nicht. Man öffnet das Fenster, daß Wärme Licht und Schall hereindringen, und glaubt, auf der Stelle sterben zu müssen, wenigstens, sich auflösen. Könnte man es nur. Man bleibt am Leben und muß hören und riechen, am riesigen, tönenden, duftenden Draußen, wie es da jubelt: Selbstvergessen, irr, an der Grenze zum Sturz in flackernde Auslöschung, und doch: Ganz bei sich, unbeirrt und: In-der-Zeit. Das ist so verschwenderisch, als gebe es ja von ihr immer genug, von der Zeit, wie töricht, das Gegenteil ist doch der Fall, und es ist nie genug, je schneller und verschwenderischer, desto weniger bleibt, und desto mehr muß man verpassen und abermals verschieben, auf einen urvernünftigen Frühling. Den es nie geben wird.
Schon seit Wochen sticheln die Meisen. Vor zwei Tagen der erste Buchfink. Am nächsten Tag dann alle wie auf Kommando. Sind spät dran dieses Jahr.
Es wird Frühling.
Die große Zeit der Versäumnisse.