so einer

Jemand, der mich wirklich versteht – wer wäre das? Da sitze ich, abends, nachts, nach dem wein, leicht berauscht, höre Mozart, lausche den Ovidischen versen nach, die ich gerade übersetzt habe, und denke: Wer könnte mich denn finden und meinen platz aufsuchen, denselben blick auf all das einnehmen, was mich umgibt, dieses netz aus bezügen, symbolen, verstrickungen, verweisen, diese knoten aus gefühltem, gewußtem, erahntem, wer? Wer wäre imstande, den standpunkt einzunehmen und den blickwinkel, um diese luft zu atmen, diesen akkord zu hören so wie ich ihn höre, genauso, auf die gleiche art, mit demselben gefühl dabei, und mir zu sagen, endlich, dieses langersehnte wort: So einer bist du also!

So einer. Der wunsch, erkannt, begriffen, in all meiner kompliziertheit erfaßt und lebensklug gedeutet und mir selbst aus dem andern wiedergeschenkt zu werden, eine sehnsucht.

0 Gedanken zu „so einer

  1. Geht mir genauso und das Problem wird, und das haben wir mit 15 auch schon gewusst, dass es nur noch schwieriger wird, je weiter man ist und je spezieller geworden.

    Letzten Endes ist das alles nicht nötig, verstanden zu werden. Das alles was du so aufzählst, bist nicht du. Das ist bloß die Art, wie zu leben du dir ausgesucht hast. Jedesmal wenn Liebe nochmal vorbeikommt fällt es mir selber wieder ein: Das alles ist letzten Endes nicht nötig.

  2. REPLY:
    ich finde, es ist nötig. was ich aufzähle, zusammen mit dem, was ich auslasse (aber hätte aufzählen können), das bin ich.

  3. Es ist wichtig und richtig, dass es so einen gibt. Auf ihn zu warten macht mehr Sinn, als einem Fähnchen gleich, sich der voerbei ziehenden – kurzen – Ahnung von Liebe in jeder Richtung zu beugen. Beim Versuch sie zu halten – so gibt es kein halten.
    Sie hält nur, wenn “so einer” kommt, da ist – dann findet sie ihr Zuhause. Ein Zuhause auch für meine Kompliziertheit, ein Platz wo gemeinsames Atmen wohlige Wärme hinterläßt, ein Platz der Geborgenheit und Sicherheit.
    Und, es ist dabei nicht wichtig, gar unerwünscht, einen Spiegel, genauer ein Abbild meiner selbst zu finden – “so einer” kann auch ganz anders sein als ich….aber er erkennt , begreift …

  4. Und jedesmal, wenn ich mich eine Weile in ebendieser Sehnsucht gesuhlt habe, wird mir bewusst: wie gut, dass es so einen gar nicht gibt! Und falls es ihn doch gibt, dann hoffe ich inständig, ihm nie zu begegnen.

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