De ira

Merke: Gegen alles kannst du anschreiben, gegen Trauer, Angst, Leichtsinn, Schwermut, Verzweiflung, Langeweile, Überdruß, Verzagen, Schmerz. All das kannst du bannen, wegtun, durchleuchten, zerstrahlen, wegblasen, niederdeuten, überwinden.
Nur die Wut geht nicht weg beim Schreiben. Eher, daß sie noch zunimmt, mit jedem Wort, daß du ihr widmest. Du kommst nicht gegen sie an. Immer kleiner und fester und knotiger wird sie und löst sich nicht auf. Bis schließlich jeder deiner Atemzüge sie wiederholt, wieder und wieder. So ist die Wut. Du wirst sie nicht los, nie.

0 Gedanken zu „De ira

  1. Lesen besänftigt mir die Wut eher als das Schreiben, wenn ich wiederlese, was ich mit ihr schrieb, nicht gegen sie. In meinem Tagebuch. Manchmal will ich das nicht. Auch Wüten hat seine Zeit.

  2. REPLY:
    ich kann dir schonmal sagen, was Horaz dazu sagt:

    … Qui non moderabitur irae,
    infectum uolet esse, dolor quod suaserit et mens,
    dum poenas odio per uim festinat inulto.
    Ira furor breuis est; animum rege, qui nisi paret,
    imperat, hunc frenis, hunc tu compesce catena.

    das ist mir auch alles klar. außerdem haben die alten gut reden. sie mußten nicht in diesem ekelerregenden saeculum leben.

  3. REPLY:
    das ist wahr. sie haben wirklich gut reden. Franz von Sales sagt wohl sinngemäß, dass man allerlei durch gute Gewöhnung und Vervollkommnung des Lebenswandels überwinden kann.
    Das sagt er ja immer.
    Ich weiß, du willst mir mit deinen Zitaten immer einen
    Ansporn geben, endlich aus meinen rudimentären Lateinkenntnisstrümmern etwas zu machen. Immerhin habe ich verstanden, dass das Wüten des Zorns kurz sei. Demnach sollte es dir jetzt besser gehen.
    Halloween nervt mich übrigens langsam aber sicher. Ich sage das vollkommen gelassen.

  4. REPLY:
    ich beglückwünsche dich zu deiner gelassenheit.

    aber halloweeen — ach, das ist doch nur eine winzigkeit, die nichts wesentliches hinzufügt dem großen zorn, dem urzorn — und der ist leider auch kein brevis furor

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