Jubiläen

Soll man sich darüber ärgern, daß der 100ste Todestag eines berühmten Komponisten, dessen Namen sogar eingefleischte Popmusikkonsumenten nicht unbekannt sein dürfte, dessen Melodien so manchen Werbespot zieren und auch in der schillernden Welt der Klingeltöne ihren Platz gefunden haben – soll man sich ärgern, wenn der Geburtstag dieses Komponisten in den Medien nicht begangen wird? Soll man sich wieder einmal voll Ärger an das sogenannte Mozartjahr erinnern und an die Stimme K-M Brandauers, wie er in Salzburger Vokalfärbung Mozartbriefe verlas? Soll man wieder zur Feder greifen und E-Mails an den WDR oder sonst irgendeinen Radiosender schreiben, in welchem man sich bitter beschwert über die Schräglage, die sich aus dem Gegensatz von Rummel (Mozart) und Schweigen (alle anderen großen Tonsetzer) ergibt? Soll man darauf hinweisen, daß wir in der letzten Dekade ein Schubertjahr (*1797), ein Sibeliusjahr (†1957), ein Brahmsjahr (†1897), ein Bellinijahr (*1801), ein Verdijahr (†1901), ein Schostakowitschjahr (*1906) hatten, den diesjährigen Jubilar nicht mitgerechnet? Natürlich ist es kein Verlust, daß man darauf verzichtet hat, Brahms’ Briefe im Radio zu verlesen; aber ein bißchen nachdenklich stimmt es schon, daß ein einziger zur Ikone erhoben wird, während die anderen nicht einmal erwähnt werden. Obwohl sie für eine alberne Bierwerbung dann doch gut genug sind.
Nein, ich laß es bleiben. Ich werde diesmal nicht schreiben. Sollen doch alle bei ihrem Bier und ihren Klingeltönen bleiben und glücklich werden.

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