Anruf von E.S. Plötzlich habe ich wieder ein anderes Leben gehabt, bin ich aus einer ganz anderen Richtung hierher gelangt. Es war ja nicht alles immer so wie jetzt. Und es kommt alles irgendwoher. Ein Geschmack, ein Duft flackert da auf, eine bestimmte Farbe, ein Ton über den Fenstern, der Geruch einer U-Bahnhaltestelle, der Klang einer Balkontür. Merkwürdig. Man verliert so viel aus den Augen, treibt, läßt sich treiben, wacht morgens auf, und noch einmal und noch einmal, und dann kommt ein Anruf und man stellt verblüfft fest, man hat es schon vergessen, und keine zwei Atemzüge dauerte es, um lange her zu sein. Als wäre ich nicht, jetzt, wo ich dies schreibe, bedingt und geformt auch von diesen Jahren, und von denen davor und davor … von den Jahren, aus denen mich dieser Anruf erreicht, die doch so viel näher sind als die ganz frühen. Als sei ich nicht ihnen verdankt, den Wurzeln: Nie ist man vollumfänglich man selbst, nie ist man in einem Augenblick und Gedanken die ganze Geschichte, die um sich selbst weiß.