Sehr geehrte WDR3-Redaktion!
Auch wenn eine solche Korrektur an Pedanterie grenzt, scheint es mir angesichts der völlig kopflosen Anglophonisierung der Welt angebracht zu sein, darauf hinzuweisen, daß das sogenannte Broca-Areal, ein Bereich im menschlichen Gehirn, der für bestimmte motorische Aufgaben und sprachliche Verarbeitungs- und Produktionsprozesse zuständig ist, seinen Namen dem Franzosen Paul Broca, dem Entdecker dieser Hirnregion, verdankt. Infolgedessen erscheint es mir fragwürdig und eine in vorauseilendem Gehorsam vollzogene Verbeugung an die Hegemonie des Englischen zu sein, wenn in der heutigen Buchbesprechung in der Sendung Mosaik gegen halb acht der Sprecher wiederholt von der „Broca Area“ redet, wobei er das ausspricht, als solle so etwas wie der „Bereich des Börsenmaklers“ dabei herauskommen, also etwa Broker Area. Ich frage mich, wie man darauf kommt, den in einem auf Deutsch verfaßten Buch vorkommenden medizinischen Fachterminus, der auf einen französichen Arzt zurückgeht, ausgerechnet Englisch auszusprechen: Ist Fachchinesisch, dann wird es ja wohl Englisch sein? Im übrigen wird in der deutschen Fachliteratur, so weit ich sehen kann, nicht von der Broca Area, sondern immer nur vom Broca-Areal gesprochen. Beobachtungen wie die von heute Morgen scheinen mir auf einen sprachlichen Reflex hinzuweisen, der mehr noch als das ubiquitäre Lehngut die Dominanz des Englischen dokumentieren kann. Einen französischen Namen englisch auszusprechen, ist jedenfalls typisch für eine Zeit, die sich lieber eine BahnCard leistet und walken geht, als eine Ermäßigungskarte zu haben und zu marschieren, und der für das Mobiltelephon keine elegantere Bezeichnung als Handy hat einfallen wollen.
Hochachtungsvoll,
Ihr T. Th.