Die Ratte

wenn ich zurückkomme, wird die ratte verschwunden sein. gestreckt liegt sie da, riesenhaft in ihrem tod, größer und tierhafter als sie lebendig je war. von weitem betrachtet wölbt sich der asphalt aus wie ein steinernes geschwür. aus der nähe sieht sie dich an, das auge glänzend und hart, im maul ein verschmitztes grinsen, als sei das, als sei alles gar nicht war. ihre zitzen starren, der hinterlauf reckt sich elastisch empor, sucht halt in der luft: zwei schenkel, der eine aus schatten der andere aus fleisch, eine sonnenuhr. die krallen zählen langsam die vorübergehenden ab, die klaue zeigt: du, du, und du. man macht einen bogen um sie, man sucht ihren blick, wachsam, was sie vorhat. das lid ist halb geschlossen, aber darunter blitzt es von schalk. sie liegt gefangen in ihrem schatten, der sich wie eine klammer um den flusigen leib schließt, und wartet auf die fliegen. wenn sie kommen, wird der schatten sie vielleicht freigeben, daß sie zucken kann. der schatten frißt sie schon von innen her auf. die schnurrhaare machen sich davon, vertrauen dem wind sich an, gesellen sich zu distelsamen. später wird auch der schatten sie loslassen, wenn erst die fliegen da sind. wenn ich wieder hier vorbeikomme, wird nur noch ihr blick übrig sein, mit dem sie meinen schritten gefolgt ist.