Nachmittag bei Neuwied

Im schatten eines obstbaums nehme ich mein schäfermal zu mir, paprika, schafskäse, zwiebeln, brot, während unter mir die ebene leuchtet und über mir feldlerchen und goldammern ihre schläfrigschöne monotonie ins ohr flechten. nein, es sind keine zikaden, aber die luft schwirrt wie die erinnerung einer erinnerung an Arkadien. Die wege gelb und staubig, die halme spröde und dürr, und ich, verschwitzt wie ein faun, bin so glücklich, wie ein faun nur sein kann, wenn die felder öd sind, die sonne brennt und die nymphen alle geflohen sind. Tatsächlich kommen da durchs korn in der ferne zwei mädchen mit einem pferd geschwommen, und der wind trägt mir süßen butterduft zu. Aber ich bin zu müde, und auf dem pferd wären sie, scheuchte ich sie auf, schneller davon als ich „φύ“ machen kann.
Aber der faun war kein so schlechter gedanke, und immerhin verfolgt er mich schon seit tagen, oder besser, die verwandlung meines helden in einen. Da ist es nicht erstaunlich, wenn plötzlich, wie ein kiesel auf eine glasplatte trifft, ein einfall klirrt und sich in langsam brechenden sprüngen verästelt, denen ich den rest des nachmittags folgen muß.